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Offiziell ist das Grossprojekt Cargo Sous Terrain noch nicht begraben, aber ein Ende mit Schrecken wäre konsequent: Das grosse Versprechen folgt dem falschen Ansatz. – Hochparterre Nr. 9 (September) 2024. Im Angebot: ein grosses Versprechen. Und die Cargo Sous Terrain AG (CST) hat ihr Produkt gut verkauft – bis vor ein paar Wochen. Grosse Unternehmen der Schweizer Wirtschaft haben über 150 Millionen investiert: Banken und Versicherungen, die Post und Swisscom, Coop und Migros. Das Parlament hat dem Versprechen 2021 ein Bundesgesetz auf den Leib geschneidert: das Bundesgesetz über den unterirdischen Gütertransport (UGüTG).
> weiterlesen: PDF Das Debattierhaus Karl der Grosse lädt zur alljährlichen Ausgabe der «Winterreden» ein. Verstummt der Glockenschlag des Grossmünsters um 18 Uhr, beginnt vom 16. bis 27. Januar 2023 eine Winterrede. Jeweils eine Persönlichkeit aus Politik, Kultur oder Kunst spricht aus dem Erkerfenster des Karls. – Marcel Hänggi über die Angst vor Energieknappheit, Technoträumereien, Wildwestklischees, das Rad der Geschichte und die Freiheit. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Ich habe schon viele Vorträge gehalten, aber noch keine Rede so von oben herab wie aus diesem Erkerfenster. Da bin ich fast versucht, Hallelujah! zu rufen. Wenn ich als katholisch sozialisierter Zürcher mit konfessionellem Migrationshintergrund auch gar nicht sicher bin, ob man dieses Wort mit Blick auf die Gründungskirche der Zürcher Reformation überhaupt sagen darf. > weiterlesen auf Tsüri.ch > hören auf Radio GDS.FM Elli Mosayebi (44) ist Mitinhaberin des Zürcher Architekturbüros Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekt*innen, Professorin für Architektur und Entwurf der ETH Zürich und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Gletscher-Initiative. > Interview lesen auf www.gletscher-initiative.ch > lire l'interview en français sur www.gletscher-initiative.ch Wie man ein Atomkraftwerk baut, weiss man. Aber wie baut man ein ausgedientes AKW zurück? Falls Sie dieses Problem haben: Hier ist eine Anleitung zu seiner Lösung. – Republik vom 27. Juni 2019 > Hier geht's zum Text von Marcel Hänggi und Urs Bruderer in der Republik vom 27. Juni 2019. > Unten geht's zu meiner Langfassung (27.700 Zeichen). «Zürich braucht mehr Formel E, nicht weniger», schrieb mein guter Kollege Lorenzo Petrò im Tages-Anzeiger vom 12. Juni 2018, nach dem «Formel E»-Autorennen in Zürich. Ich sage: Unsinn. – Meine Replik im Tages-Anzeiger vom 14. Juni. «Technologiefeinde» wollten künftige Formel-E-Rennen in Zürich verhindern, schreibt Lorenzo Petrò. Das sei «schädlich für die Stadt» und die Kritiker übersähen, dass «das Formel-E-Spektakel ein Fest nicht nur des Automobils, sondern der elektrischen Mobilität» sei. Genau darum geht es. Ich will es niemandem verwehren, sich an Autorennen zu freuen. Dabei aber so zu tun, als hätte die Sache etwas mit sinnvoller Mobilität, gar mit Nachhaltigkeit zu tun: Das ist ärgerlich und falsch. Im November erscheint der Sammelband Heinrich Bachofner. Erfinder, herausgegeben von Katrin Luchsinger und Jacqueline Fahrni, über das zeichnerische Werk eines Psychiatriepatienten im frühen 20. Jahrhundert. Mein Beitrag zum Buch war eine meiner schönsten Schreibarbeiten seit langem. Am 20. Januar 1924 ist Heinrich Bachofner Henry Cinfour. Während Bachofner, 61-jährig, geplagt von Verfolgungsängsten, ohne Aussicht auf Entlassung in der Anstalt sitzt, macht sich sein Alter ego Cinfour auf zum Fliegen. Auf einem Verpackungskarton erfindet er, woran andere scheiterten: nebst anderen Flugapparaten das «sonderbare Vehikel ‹Wers glaubt›».
Im Abstimmungskampf um das Energiegesetz werden Fortschrittsmythen sichtbar. – «Politblog» auf «Newsnet» / «Tages-Anzeiger» vom 9. Mai 2017 Das Energiegesetz, über das wir am 21. Mai abstimmen, ist kein Wurf, und für das, was das Gesetz bewirken wird, ist «Energiewende» ein zu grosses Wort. Und doch handelt es sich um einen Richtungsentscheid mit grosser Signalwirkung. Bei allen Detailargumenten: Letztlich geht es um die Glaubensfrage, ob die Politik in den Energiemarkt eingreifen soll oder ob sich die beste Energietechnik dann durchsetzt, wenn man den Markt gewähren lässt.
Vortrag von Marcel Hänggi anlässlich der Vernissage des Lehrbuchs für die Sekundarstufe I Technik und Design. Pädagogische Hochschule Bern, 3. Mai 2017 Lassen Sie mich mit einer Geschichte beginnen. Am Heiligabend 1704 schreibt Denis Papin einen Brief an den großen Leibniz. Papin ist Ingenieur und Physiker in den Diensten des Landgrafen von Hessen-Kassel. Er hat den Dampfkochtopf erfunden sowie, nachdem ein solcher bei einer Vorführung den Mitgliedern der Royal Society um die ehrenwerten Köpfe geflogen war, auch das Sicherheitsventil.
Eine der bemerkenswertesten technischen Erfindungen kann Jubiläum feiern: 2017 wird das Fahrrad 200. – «Politblog» auf «Newsnet» / «Tages-Anzeiger» vom 24. Januar 2017 Nein, ich mag nicht darüber schreiben, wovon dieser Tage alle reden – kein T-Wort in diesem Text! –, und will mich Erfreulicherem widmen. Heuer feiert (rechnet man ihre Vorgängertechniken dazu) eine der bemerkenswertesten Erfindungen der Technikgeschichte ihren 200. Geburtstag: das Fahrrad. Mein Vortrag vom 1. Dezember 2016 im Rahmen der Ringvorlesung «Überleben im Anthropozän» an der Universität Zürich ist online als Video-Podcast verfügbar. > streaming > download für desktop (mp4) > download für mobile (mp4) > alle Vorträge der Ringvorlesung Kommentar in der «WOZ Die Wochenzeitung» vom 30. Juni 2016. Im Silicon Valley sind sie schon länger ein Hype, nun hat es auch den Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra), Jürg Röthlisberger, erwischt. In der «Zentralschweiz am Sonntag» schwärmt er in hohen Tönen vom «enormen Potenzial» «intelligenter», also sich selbst steuernder Autos. Sie seien sicherer als von Menschen gesteuerte und erhöhten die Strassenkapazität, da sie näher aufschliessen könnten. Die Energie müsse effizienter genutzt werden, fordern Umweltpolitiker. Sie sollten es besser wissen. – »Zeit Wissen« Nr. 4 / Juni 2016 Eine Mutter fährt ein Kind in den Kindergarten. Sie fährt ein Auto mit neuester Motorentechnik. Wie energieeffizient ist so ein Auto eigentlich? – Ein bisschen Kopfrechnen, keine Angst, Grundschulmathe genügt. Sagen wir, der Motor habe einen Wirkungsgrad von 35 Prozent: Diesen Anteil der Energie im Benzin setzt er in Bewegung um. Im realen Straßenverkehr bleiben davon (großzügig gerechnet) 20 Prozent. Nehmen wir ferner an, das Auto wiege 2 Tonnen. Von der Energie, die der Motor nutzt, bewegen mithin 99 Hundertstel das Auto selbst und 1 Hundertstel die Fracht – die 20 Kilogramm Kind. Ein Hunderstel von 20 Prozent sind 2 Promille, und weil die Mutter allein nach Hause fährt, bevor sie das Kind wieder abholt, halbiert sich der Wert: 1 Promille der Energie wird genutzt, 999 Promille verpuffen.
Vortrag auf Einladung des österreichischen Umweltbundesamts und der Universität für Bodenkultur (BoKu) am 17. März 2016 in Wien in der Reihe «Mut zur Nachhaltigkeit». 2016 ist das Uno-Jahr der Hülsenfrüchte. Auch wenn das kaum jemand wusste: Hülsenfrüchtler (Leguminosen) sind nicht nur für die Ernährung sehr wichtig. Ihr gezielter Anbau – in Europa ab ungefähr 1500, auf anderen Kontinenten teilweise schon sehr viel früher – war eine der ganz großen Innovationen der Menschheitsgeschichte. Und doch ist an der landläufigen Fortschrittsgeschichte der «Agrarrevolution», die durch die gezielten Fruchtfolge mit Leguminosen in Gang kam, vieles schief. Die Rede von den «fortschrittlichen» und den «rückständigen» Anbausysteme verstellt den Blick darauf, dass die Geschichte der (Kultur-) Techniken immer Alternativen kennt und nie geradlinig verläuft. > Videomitschnitt des Vortrags auf Youtube (50 Minuten) Im Rahmen einer Recherche (der daraus resultierende Artikel erscheint am 8. Oktober in der WOZ) über das Intergovermental Panel on Climate Change (IPCC) interviewte ich kürzlich Anthony Patt, Professor für Klimaschutz an der ETH Zürich und IPCC-Hauptautor. Tony hat ein sehr viel tieferes Verständnis von technologischem Wandel, als es die meisten seiner IPCC-Autorenkollegen – mehrheitlich (neoklassische) Ökonomen – haben, und in den meisten Punkten waren wir uns einig. Trotzdem entwickelte sich aus dem Interview ein Gespräch, und in einem Punkt habe ich Tony widersprochen.
Kurz später publiziert Tony einen Post auf dem Zukunftsblog der ETH, in dem er auf unser Gespräch zu sprechen kommt – und einer der zentralen Aussagen seines eben publizierten Buchs neu überdenkt. Soll niemand sagen, Wissenschafsjournalisten sollten sich aufs Kolportieren des Wissens der Fachleute beschränken, da allfällige Kritik für die Wissenschaft sowieso irrelevant sei (vgl. hier, Seite 1)! Das erste «selbstfahrende Auto» auf Schweizer Strassen war ein Medienereignis. Es mache den Strassenverkehr sicherer und ökologischer, hiess es allenthalben. Wirklich? – »Velojournal« Nr. 4 (Juli) / 2015 Nun ist da also, als Schweizer Premiere, eines jener Autos durch Zürichs Strassen gefahren, die allenthalben als das bezeichnet werden, was Auto-Mobile ihrem Namen nach schon lange zu sein vorgeben: selbstfahrend. Dem Telekommunikationsunternehmen, das an der Jungfernfahrt beteiligt war, ist ein PR-Coup gelungen.
ACHTUNG: DIESER TEXT WIRD AUF MOBILGERÄTEN WOMÖGLICH NICHT KORREKT DARGESTELLT! Nüchtern-pragmatisch und grenzenlos optimistisch zugleich, antiromantisch und Wildnis-verliebt, rhetorisch progressiv und völlig apolitisch: Ein «ökomodernistisches Manifest» aus Kalifornien bezirzt mit merkwürdigem intellektuellem Sex-Appeal. – WOZ Die Wochenzeitung vom 9. Juli 2015 Ein im April publiziertes «Ecomodernist Manifesto» aus dem Umfeld des Thinktanks The Breakthrough Institute postuliert, katastrophale Folgen des Klimawandels und anderer Umwelprobleme seien nur durch forcierten technischen Fortschritt abzuwenden. Gelinge das, so könne das Anthropozän – das Zeitalter, in dem der Mensch der bestimmende Umweltfaktor ist – eine bessere Welt bringen.
Eine sehr kalifornische, schöne Idee. Leider sind die meisten zentralen Punkte von Problemanalyse wie Lösungsvorschlägen falsch. – Hier, in Ergänzung zu meinem Artikel in der WOZ, eine Kritik, Punkt für Punkt. Dass die menschliche Zivilisation ihren eigenen Untergang bewirkt, ist im frühen 21. Jahrhundert von einem bloß möglichen zu einem wahrscheinlichen Szenario geworden. Techniken befähigen den Menschen, die Zusammensetzung der Atmosphäre zu verändern, Böden zu zerstören, Städte platt zu bomben. Aber Technikfeindschaft ist keine Option. Denn wir Menschen, deren Zukunft es zu erhalten gilt, sind technische Wesen durch und durch. Der Mensch ist Mensch, seit und indem er Werkzeuge benutzt und herstellt. Es geht darum, zu einem zukunftsfähigen Umgang mit Technik zu finden. Damit dies gelingt, braucht es eine realistische Wahrnehmung von Technik und technischem Wandel. Eine Wahrnehmung, die in Technik mehr sieht als nur technische Artefakte, in technischem Wandel mehr als eine Aneinanderreihung von »Innovationen«. Dieses Buch will eine solche Wahrnehmung entlang von zwölf »Fortschrittsgeschichten« versuchen. Das Buch erscheint am 19. Februar im S. Fischer-Verlag in der Reihe »Entwürfe für eine Welt mit Zukunft« der Stiftung Forum für Verantwortung.
Hier gibt's eine Inhaltszusammenfassung. Rezensionsexemplare bestellen Sie bitte bei Heidi Borhau vom Fischerverlag.
Trotzdem habe ich mich vom Atlantic inspirieren lassen, meine eigene Liste zu erstellen. Nicht 50, sondern nur 10. Und nicht die 10 wichtigsten, sondern 10 ziemlich wichtigste: Das Rad. Die Atomspaltung. Die Anästhesie. Die Dampfmaschine. Das Auto. Der Kompass. Die Seitennummerierung. Bohnen, Akazien und Klee. Das Butterfass. Wellblech.
Technischer Fortschritt ist kein Selbstläufer Technischer Wandel ist kein linearer Vorgang. Ob sich eine neue Technik als Fortschritt herausstellt, hängt meist mehr von gesellschaftlichen als von technischen Faktoren ab. Das zeigt die NZZ-Serie «Alles neu?» anhand von historischen Beispielen auf. Teil XII meiner monatlichen Technikkolumne in der NZZ. «Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil die Steine ausgingen», sagte der frühere saudische Erdölminister und starke Mann der Opec, Scheich Ahmed Zaki Yamani, einmal, «und das Erdölzeitalter wird nicht zu Ende gehen, weil das Erdöl aufgebraucht ist.» Der Spruch ist gut und wird dementsprechend gerne zitiert. Er enthält das Credo des Techno-Optimismus: Der Fortschritt kommt unweigerlich, und er kommt rechtzeitig. Über alternative Entwicklungspfade Technischer Wandel ist kein linearer Vorgang. Ob sich eine neue Technik als Fortschritt herausstellt, hängt meist mehr von gesellschaftlichen als von technischen Faktoren ab. Das zeigt die NZZ-Serie «Alles neu?» anhand von historischen Beispielen auf. Teil XI meiner monatlichen Technikkolumne in der NZZ. «Die Wirtschaftskapitäne, die die Eisenbahn durch unseren Kontinent geführt haben, leisteten Grossartiges für unser Volk», sagte US-Präsident Theodore Roosevelt 1901 vor dem Kongress und fügte bei, ohne Eisenbahn wären die USA nie so reich geworden.
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AutorMarcel Hänggi Themen
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