Marcel Hänggi
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Ausstellungstexte
 

BildFoto: Naturmuseum Solothurn
Ich schreibe Texte für Ausstellungen und Museen.

Die Texte, die so unscheinbar neben den Objekten an der Wand hängen oder in der Vitrine liegen, sind für das Gelingen einer Ausstellung wichtig. Man will ja wissen, was da ausgestellt ist.

Aber niemand besucht ein Museum, um zu lesen: Dafür gibt es Bücher. Die Besucherinnen und Besucher
wollen nicht, sie müssen lesen – um zu wissen, was sie sehen. Und sie tun es unter erschwerten Bedingungen: Rundherum plaudern andere Besucher/innen, eine große Fülle von Objekten buhlt um Aufmerksamkeit, man kann sich nicht in einen Sessel setzen und muss beim Lesen vielleicht jemand anderem über die Schulter schauen.

Deshalb dürfen sich die Texte – so wichtig sie sind – auf keinen Fall wichtig nehmen. Ein guter Museumstexter stellt seinen Text nicht über das Objekt. Der beste Text ist der, den die Museumsbesucher lesen, ohne zu merken, dass sie lesen.

Wer schreibt die Texte in den Museen? In den meisten Fällen tut es der Kurator oder die Kuratorin. Und das kommt selten gut. Nicht, weil Kuratoren und Kuratorinnen nicht gut wären. Aber sie haben eine andere Aufgabe. Sie befassen sich über lange Zeit intensiv mit ihrem Thema. Sie kennen den Fachjargon und verwenden ihn selber, wenn sie sich mit Fachleuten austauschen. Sie lesen wissenschaftliche Fachliteratur. So soll das sein.

Doch wer für ein Museum textet, schreibt für Laien. Er muss Jargon meiden. Er pflegt eine Sprache, die von der üblichen Sprache der Wissenschaftspublizistik denkbar weit entfernt ist: präzis, aber einfach und konkret. Ohne Partizipialkonstruktionen, Passiv- und Nominalsätze. Ohne Monsterwörter wie «Partizipialkonstruktionen». Das Letzte, was ein Museumstexter tun darf, ist das, was akademische Texte so gern tun: die Botschaft vermitteln «Schau, wie gescheit ich bin [und wie dumm du]!».

Nicht besser kommt es, wenn die Marketingabteilung die Texte verfasst. Marketingsprache will Leute zu Dingen überreden: Dazu ist Marketing da. Doch wer ein Museum besucht, hat sein Interesse schon bekundet. Man braucht ihn nicht mehr zu überzeugen. Man kann ihn ernst nehmen.

Ein formales Detail noch – nein, kein Detail: Wirklich gut werden Museumstexte nur, wenn Inhalt und Zeilenumbruch aufeinander abgestimmt werden. Die empirische Besucherforschung zeigt: Texte werden viel eher zu Ende gelesen und viel besser verstanden, wenn sie diese Regel einhalten.(1) Texter und Layouter müssen deshalb von Anfang an zusammenarbeiten. Dabei soll das Layout genauso im Dienste des Texts stehen wie der Text im Dienste des Objekts.

(1) Siehe dazu: Evelyn Dawid und Robert Schlesinger: Texte in Museen und Ausstellungen. Ein Praxisleitfaden, Bielefeld 2012.


Meine Referenzen

Stapferhaus Lenzburg (Recherche und Texte für die Ausstellung «Natur», 2022)
HappyLess – wie viel wenig ist genug? (Ausstellungskonzeption, Eröffnung 2022)
Museum Schloss Burgdorf (Texte für die neue Dauerausstellung, Eröffnung 2020)
​Mühlerama Zürich (Texte für die neue Dauerausstellung, 2017, und für die Sonderausstellung «Was essen wir morgen? Proteine für die Welt: Insekten im Fokus», 2018)
Naturmuseum Solothurn (Texte für die neue Dauerausstellung, 2012 bis 2018)
Schloss und Schlangenhaus Werdenberg (historisches Museum; Texte für die Dauerausstellung, 2014 bis 2015)
Archäologisches Museum des Kantons Solothurn, Olten (Texte für die Sonderausstellung «Wer is(s)t denn da? 80.000 Jahre Essen und Trinken im Kanton Solothurn», 2015)
Zoologisches Museum der Uni Zürich (Texte für die Sonderausstellung «Das Krokodil im Baum», 2015)
Tropenhaus Frutigen (Texte für die erste Dauerausstellung, 2009)

Beispiele
​

Zaunkönig
Troglodyte mignon |
 Winter Wren

Der Winzling ist leicht zu erkennen, wenn er
mit seinem kurzen, aufgestellten Schwanz
durch geheimste Winkel im Unterholz huscht
und Spinnen oder Insekten jagt.


Zaunkönige erstellen mehrere Nester im «Rohbau».
Die Zaunköniginnen suchen sich dann das Nest aus,
das ihr König für sie fertig bauen soll.

Objekttext, Naturmuseum Solothurn

Dinos sind überall

Saurierfilme, Dino-T-Shirts, Plüschdinosaurier:
Dinosaurier sind zwar längst ausgestorben, 
kein Mensch hat je einen zu Gesicht bekommen.
Und doch sind sie in unserer Kultur gegenwärtig.
«Deinos» heisst auf Griechisch «schrecklich»,
und vom Gruseln über die schrecklichen Echsen
lassen sich Gross und Klein gern ergreifen.

Bereichstext, Naturmuseum Solothurn

Schleichende Revolution
Die Menschen werden Bauern und Handwer
ker

Wer überleben will, passt sich der Umwelt an:
So war das seit Urzeiten. Doch vor 7500 Jahren
begannen die Menschen, den Spiess umzudrehen.

In der so genannten Jungsteinzeit (Neolithikum)
begannen die Menschen, die Umwelt immer mehr
nach ihren Bedürfnissen zu verändern.
Sie begannen, Tiere und Pflanzen zu züchten.
Haustiere und Kulturpflanzen lieferten Nahrung
und Fasern für Kleidung und Werkzeuge;
manche Tiere konnten zudem Arbeit verrichten.

Die Menschen wurden sesshaft und bauten Häuser.
Sie legten Vorräte für den nächsten Winter an
und stellten Gefässe aus gebranntem Ton her:
Sie waren jetzt Bauern und Handwerkerinnen.
​
Dieser Wandel heisst «neolithische Revolution» –
aber eine Revolution war das nicht, sondern
ein Prozess, der mehr als 3000 Jahre dauerte.
Warum die Menschen vom Jagen und Sammeln
allmählich zur Landwirtschaft übergingen,
ist unter Fachleuten bis heute umstritten.


Saaltext, Archäologisches Museum Kanton Solothurn, Olten; Ausstellung «Wer is(s)t denn da?» (2015)

Publikationen zum Thema 

Marcel Hänggi: »Konsequent im Dienste des Lesers. Museumstexte als Unterrichtsmaterial«, in: Der Deutschunterrricht 1 (Februar) / 2017, Seiten 84–87

Marcel Hänggi: »Phrasen und ein großer Leerlauf: ›Dada universal‹ im Landesmuseum Zürich«, in: Ausstellungskritik, 26. Februar 2016
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