Mike Schäfer, Jahrgang 1976, ist Ordentlicher Professor für Wissenschaftskommunikation an der Universität Zürich und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Gletscher-Initiative. Er ist ausserdem Sprecher der Expert:innengruppe «Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media» der Akademien der Wissenschaften Schweiz. > Interview lesen auf www.gletscher-initiative.ch > Lire l'interview en français sur www.initiative-glaciers.ch |
Keynote zur Veranstaltung «Suffizienz – wie bitte?» der Schweizerischen Energie-Stiftung und der Massfabrik am 31. August 2021 in Zürich. ![]() (Dieser Vortrag als Videoaufzeichnung auf Youtube: time-code 4:24 bis 21:40, Fragen bis 27:00; danach Podiumsgespräch.) Die SES-Zeitschrift «Energie und Umwelt» schreibt auf ihrer Titelseite zum Thema: «Suffizienz muss eine Rolle spielen».
Ich möchte auf diese Schlagzeile von zwei Seiten her eingehen:
![]() Anthony Patt, geboren 1965, ist Professor für Klimapolitik am Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich und koordinierender Hauptautor des Sechsten Sachstandsberichts des IPCC, der diesen Sommer und Herbst erscheinen wird. Patt ist in Massachusetts geboren und lebt mit seiner Familie im Zürcher Oberland. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Gletscher-Initiative. > Interview lesen auf www.gletscher-initiative.ch > Lire l'interview en français sur www.initiative-glaciers.ch Mein Beitrag zu Bildung im 21. Jahrhundert. dt. Fachpublikation für einen zeitgenössischen Deutschunterricht, herausgegeben vom Verein Schweizer Deutschleuhrerinnen und Deutschlehrer. Aarau, März 2021; Seiten 61-75. ![]() Soll ich mit dem Lob beginnen? Ich beginne mit dem Lob fürs Gymnasium. Als 2018 die Klimastreikbewegung ihren Anfang nahm, kam diese wesentlich aus den Gymnasien. Wie die jungen Leute Massendemonstrationen organisieren, mobilisieren, mit den Medien sprechen und auf Podien auftreten, ist beeindruckend. Viele Klimastreikende wissen ausserordentlich viel und haben ausser ordentlich gut (viel besser als durchschnittliche Politikerinnen oder Politiker) verstanden, worum es geht. Ihr Wissen haben sie nur zum kleinsten Teil in der Schule erworben, aber sie haben in der Schule gelernt, sich Wissen anzueignen. Was könnte es für ein grösseres Kompliment geben! > weiterlesen ![]() Die französische Anthropologin Nastassja Martin wurde von einem Bären attackiert. Ihre poetischen Aufzeichnungen erzählen davon, wie ein anderer Umgang mit unserer Mitwelt möglich wäre. – Rezension von Nastassja Martin: An das Wilde glauben. Matthes & Seitz, Berlin, 2021. 139 Seiten, 28 Franken. Erschienen in der WOZ Die Wochenzeitung vom 25. März 2021. Am 25. August 2015 wird auf der russischen Halbinsel Kamtschatka eine 29-jährige Französin von einem Bären angefallen. Er beisst einen Teil ihres Unterkiefers weg – doch sie kann den Bären mit ihrem Eispickel in die Flucht schlagen. Wie durch ein Wunder überlebt sie.
![]() Sonia Seneviratne, geboren 1974, ist Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich, Coordinating Lead Author im nächsten Sachstandsberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Gletscher-Initiative. Im Interview mit Marcel Hänggi spricht sie über die Diskrepanz zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Klimakrise und dem zögerlichen politischen Handeln. > Interview lesen auf gletscher-initiative.ch > Lire l'interview en français sur www.initiative-glaciers.ch
![]() Das Schwinden der Gletscher ist ein Warnsignal, sagt Wilfried Haeberli. Der Gletscherforscher, geboren 1947, ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und des Initiativkomitees der Gletscher-Initiative. Im Interview mit Marcel Hänggi spricht der emeritierte Professor für Geografie der Universität Zürich über seine Liebe zu den Gletschern und sein politisches Engagement. > Interview lesen auf gletscher-initiative.ch > Lire l'interview en français sur www.initiative-glaciers.ch Technokratisch statt systemisch und nicht in Geringsten 1,5-Grad-tauglich: Mein Kommentar zu den Energieperspektiven 2050+ des Bundesamts für Energie. 27. November 2020. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat am Donnerstag seine Energieperspektiven 2050+ publiziert. Sie bilden die Grundlage für die Planung der künftigen Energiepolitik.
Die Energieperspektiven zeigen: Eine Energieversorgung mit netto null CO2-Emissionen bis 2050 ist machbar. Dazu braucht es aber politische Massnahmen: In einem Weiter-wie-bisher-Szenario, das ebenfalls gerechnet wurde, würden die Emissionen dank technischen Fortschritten zwar sinken, aber nur um 30 Prozent. Der technische Wandel allein wird uns nicht retten. Aber … (weiter lesen auf der Website der Gletscher-Initiative) Bevor der Bundesrat etwas gegen den Klimawandel unternimmt, will er auf die technische Entwicklung warten. Dabei ist es Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen für die richtigen technischen Entwicklungen zu setzen. – Tribüne von Marcel Hänggi im Tages-Anzeiger vom 24. Oktober 2020. Anfang September hat der Bundesrat einen Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative vorgestellt. Schon 2019 hat er sich das Ziel der Initiative zu eigen gemacht, die Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 auf netto null zu senken. In den Erläuterungen zum Gegenentwurf schreibt er nun zudem: «Eine Abkehr von fossilen Energien ist vordringlich und für die Erreichung des Netto-null-Ziels unabdingbar.» Allerdings will der Bundesrat die Konsequenz aus dieser Einsicht dann doch nicht ziehen und die fossile Energie ab 2050 verbieten, wie es die Gletscherinitiative verlangt. Er will die Nutzung fossiler Energie lediglich «so weit reduzieren, als es wirtschaftlich tragbar» ist.
Oui, la loi sur le CO2 ne suffit pas. Pourquoi l'Association suisse pour la protection du climat s'engage pour cette loi néanmoins et pourquoi la crise climatique n'est pas un « problème » à être « résolu », j'explique sur Heidi le 7 octobre 2020. Fin septembre, après une longue lutte politique, le Parlement a finalement adopté la nouvelle loi sur le CO2, qui fixe un objectif de réduction des émissions de gaz à effet de serre générées par l’humain pour l’année 2030. L’UDC avait déjà annoncé qu’elle voulait combattre la loi par un référendum parce qu’elle allait trop loin.
Wie kann man mit Schüler*innen Goethe lesen, wenn die Welt zugrunde geht? – Republik, 16. Juni 2020. ![]() Als 2018 Schülerinnen und Schüler wegen der Klimakrise zu streiken begannen, lautete eines ihrer Argumente: Wozu sollen wir die Schule besuchen, wenn die Welt zugrunde geht? Diesen Sommer trete ich eine Stelle als Gymnasiallehrer an. Vor dreieinhalb Jahren entschloss ich mich zu einem Berufswechsel, begann die Lehrerausbildung, unterrichte seither in Stellvertretungen Deutsch und arbeite für die Gletscherinitiative, die ich gleichzeitig mit ins Leben rief. Die Frage, die mich in dieser Situation am meisten umtreibt, ist die der Klimastreikenden – aus der umgekehrten Perspektive: Wie unterrichte ich junge Menschen, wenn die menschliche Zivilisation dabei ist, sich selbst zu zerstören? Wie legitimiere ich, dass meine Klassen, sagen wir, Goethe lesen müssen, wo es doch so viel Dringlicheres gäbe? ![]() Blogpost vom 30. April 2020 für die Gletscher-Initiative. > en français: lire ici. > Narrative aus der Corona- für die Klimakrise? Ein Argumentationsleitfaden für Klimabewegte, bereitgestellt von der Klima-Allianz. Von Marcel Hänggi, Patrick Hofstetter, Irmi Seidl, Andri Gigerl, April 2020. Download PDF. > Récits de la crise du corona pour la crise climatique ? Un guide d’argumentation pour celles et ceux qui s’engagent pour le climat, mis à disposition par l’Alliance climatique, de Marcel Hänggi, Patrick Hofstetter, Irmi Seidl, Andri Gigerl. Avril 2020 (résumé français). PDF à télécharger. «Natürlich», sagte Mailands Vizebürgermeister Marco Granelli letzte Woche gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian, «wollen wir die Wirtschaft wiederaufbauen, aber ich denke, wir sollten es auf einer neuen Grundlage tun.» Und sein Kollege Pierfrancesco Maran ergänzte: «Wir planten für 2030; nun nennen wir es 2020.»
Man kann sich die Energie sparen, Wahrheitsverleugner*innen zu widersprechen – was sie nicht wahrhaben wollen, wollen sie nicht wahrhaben. Aber wenn sogar ein bildungspolitisches Blog, das sich mit dem Namen eines Aufklärers (Condorcet) schmückt, einem Klimaleugner eine Plattform bietet, muss man widersprechen. – Meine Replik auf das leugnerische Pamphlet «Klimadiskurs – Sapere aude!» von Hans-Jürgen Bandelt auf condorcet.ch am 10. Februar 2020. |
AutorMarcel Hänggi, Zürich
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