Kommen Sie mit, treten Sie ein! Es gibt ein Kinderfest, und Sie sind eins von zehn geladenen Kindern. Es gibt Kuchen. Das dickste Kind trifft zuerst ein und stopft sofort ein Drittel des Kuchens in sich hinein. Das zweite Kind schnappt sich halb so viel wie das erste, das dritte bis fünfte je ungefähr ein Zehntel des ganzen Kuchens, und die verbleibenden Kinder prügeln sich um die die Brosamen (wählen Sie selbst, welches Kind Sie sein wollen!). Das Verhalten der Kinder widerspiegelt grob die Verteilung der natürlichen Ressourcen unter der Weltbevölkerung.(1) Aber keine Sorge: Der Gastgeber hat noch jedes Jahr einen größeren Kuchen gebacken, und so gibt es auch für Kind Nr. 7 bis Kind Nr. 10 die Hoffnung, eines Tages richtig doll essen zu können.
Es heißt, die SVP-Abschottungsinitiative vom 9. Februar habe die Wachstumsfrage gestellt, und Ecopop stelle sie – radikaler – noch einmal. Und so hätten wir denn, wie es der «Tages-Anzeiger» formulierte, die Wahl zwischen der (wachstumsfreundlichen) «Ehrgeiz-Schweiz» und der (wachstumskritischen) «Ballenberg-Schweiz». Aber das ist Unsinn. SVP und Ecopop sabotieren eine dringend nötige Debatte. Gerade wer wachstumskritisch denkt, muss zu Ecopop Nein sagen. Worauf müssen wir verzichten?«Die Zeit» (Schweiz) vom 4. April 2014
Von Marcel Hänggi Die Wirtschaft muss wachsen! Über kaum ein Ziel ihrer Politik sind sich die Regierungen der Welt so einig wie über dieses. Dafür gibt es gute Gründe: Ohne Wirtschaftswachstum steigt die Arbeitslosigkeit, kollabieren die Sozialwerke, kann der Schuldendienst nicht mehr geleistet werden. Und: Ohne Wachstum kann man nicht den Armen versprechen, sie würden eines Tages genug bekommen, ohne gleichzeitig den Reichen etwas wegzunehmen. Wirtschaftswachstum ist ökonomische Notwendigkeit und politisches Sedativum. |
AutorMarcel Hänggi, Zürich Themen
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