Blog von der Klimakonferenz Kopenhagen Kopenhagen, Bella Center. 16 Uhr. Der wie immer gut unterrichtete «Guardian» publiziert (hier der Entwurf als Faksimile, hier der Bericht dazu) einen «vertraulicher, sehr vorläufigen Entwurf» eines Berichts aus dem Uno-Klimasekretariat von heute, 11 Uhr, der sagt, der jetzt vorliegende (ebenfalls sehr vorläufige) Entwurf eines Abkommens respektive die bisher gemachten Zusagen würde zu einer Erwärmung der Erde um 3 Grad führen. Bemerkenswert daran ist nicht so sehr die Zahl von drei Grad: andere kommen auf noch weit pessimistischere Einschätzungen - climateinteractive.org kommt in seiner Berechnung auf 3,9 Grad - als vor allem, dass das ein Uno-Papier ist. Mit dem, was bis jetzt auf dem Tisch liege, würde die Konzentration der Treibhausgase ein Niveau von 550 ppm erreichen (das vorindustrielle Niveau lag bei 285 ppm, heute haben wir 387 ppm). Das erklärte Ziel der meisten großen Staaten ist es, die Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, kleine Inselstaaten fordern 1,5 Grad, Boliviens Präsident Evo Morales gar 1 Grad (was wohl gar nicht mehr möglich ist). Laut dem IPCC-Bericht von 2007 würde ein Niveau von 450 ppm zu einer Erwärmung von 2 bis 2,4 Grad führen; dafür wäre es nötig, die Emissionen der Industrieländer bis 2020 um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken - das sind die Zahlen, von denen man hier meist ausgeht. Neuere Forschungen seit 2006 (der IPCC-Bericht reflektiert den Wissensstand von Mitte 2006) haben freilich gezeigt, dass die Erwärmung schneller vonstatten geht und auch die Folgen der Erwärmung schlimmer ausfallen als erwartet. Viele prominente KlimaforscherInnen, unter ihnen IPCC-Präsident Rajendra Pachauri oder Nasa-Klimatologe James Hansen, vertreten deshalb die Meinung, das Treibhausgas-Niveau müsste gar wieder auf 350 ppm gesenkt werden, um katastrophale Folgen des Klimawandels abzuwenden. Und es gibt - wissenschaftlich noch nicht belastbare - Schätzungen von Meeresbiologen, dass schon bei einem dauerhaften Überschreiten von 320 ppm die Korallenriffe absterben würden - diese beherbergen ein Viertel der marinen Artenvielfalt (vgl. die Aussagen des ETH-Klimaforschers Andreas Fischlin in der WOZ).
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AutorMarcel Hänggi Themen
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