Trump verspottet den Klimawandel als chinesisches Märchen, er will die Umweltbehörde EPA einem führenden Klimawandel-Leugner anvertrauen und er wird die zaghaften Erfolge der Regierung Obama kassieren. Schlimm genug. Aber noch ein Aspekt an Trumps Erfolg macht mit Blick auf den Klimawandel Sorgen. Nämlich das, was man das postfaktische Zeitalter genannt hat.
Trump ist ein Lügner. Das wissen alle und nicht einmal seine Fans streiten es ab. Trumps Lügen, schrieb etwa Roger Köppel in einem «Weltwoche»-Editorial, «klingen ehrlicher als die hochgestochenen Pseudowahrheiten [was das wohl sein mag?] Hillary Clintons». Das ist orwellsches Neusprech: Krieg ist Frieden. Lüge ist Wahrheit.
Seit Jahren versuchen Klimawissenschafter und Umweltbewegte zu verstehen, warum so viele Leute den Klimawandel gegen alle Evidenz leugnen – nun eben auch der künftige US-Präsident, den Klimaforscher in einer verzweifelten Notaktion doch noch von den Tatsachen zu überzeugen versuchen. Kommt die Botschaft der Wissenschaft nicht an? Wird sie nicht verstanden? Nicht geglaubt? Trumps Erfolg legt noch eine andere Erklärung nahe: Es gibt Leute, die die Botschaft hören, verstehen und glauben – und sie gerade deswegen nicht wahrhaben wollen. Die «ehrliches» Lügen gegenüber unliebsamen («hochgestochenen») Wahrheiten bevorzugen.
Trump treibt hier nur auf die Spitze, was im Verspotten der «Gutmenschen», im Kampf gegen echte und angebliche «politische Korrektheit» schon länger Konjunktur hat. Ein Autor, der gewiss keine Sympathien für Trump hegt, schrieb unlängst in der NZZ über die Vergabe des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an die Journalistin Carolin Emcke: «Der diesjährige Friedenspreis geht an eine würdige Preisträgerin. An den Reden war politisch nichts auszusetzen. Dennoch mag man die Veranstaltung keine Sternstunde nennen. Lauter Menschen guten Gewissens, die stets an den ‹richtigen Stellen› klatschen. Die Feier der Menschenfreundlichkeit schmeckte nach Selbstgerechtigkeit.» Da findet ein Autor alles richtig – und wirft den Beteiligten gerade dies vor.
Wer umweltpolitischen Anliegen zu Mehrheitsfähigkeit verhelfen will, kann versuchen, mit besseren Argumenten zu überzeugen. Oder mit dem guten Beispiel zu zeigen, dass ein anderes, nachhaltiges Leben möglich ist und nicht weh tut. Aber wie soll man sich verhalten, wenn einem der Versuch, anständig zu leben und das Richtige zu tun, zum Vorwurf gereicht? Wie argumentieren, wenn sich das Gegenüber bewusst für die Lüge entscheidet?
Ich bin ratlos.