Anfang Mai hat die deutsche AFD in ihr Parteiprogramm geschrieben, dass es den menschgemachten Klimawandel nicht gebe. Donald Trump hält ihn für eine Erfindung der Chinesen. Die führenden Figuren der österreichischen FPÖ und der britischen Ukip bezweifeln den Klimawandel ebenso wie die Autoren des SVP-Kampfblatts «Weltwoche» |
Die Umweltbewegung hat ihre Wurzeln rechts, im nationalkonservativen Milieu. Das änderte sich um 1970, als sich mehr und mehr zeigte, dass es nicht genügt, schöne Natur in trauter Heimat zu schützen. Die Umweltbewegung politisierte sich, verband sich mit den Bürgerrechtsbewegungen ihrer Zeit und wurde zur gesellschaftsverändernden Kraft. Bald formierten sich aber auch die Anti-Umweltschützer. Ihre Heimat war in den USA die Industrie, ihre Partei die republikanische, ihr erster grosser Erfolg die Wahl Ronald Reagans zum Präsidenten im Jahr 1980.
In der Schweiz weckte die rekordhohe Zustimmung (93 Prozent!) zum Verfassungs-Umweltartikel 1971 den Widerstand der Wirtschaftsverbände, die das Umweltgesetz, das den Verfassungsartikel umsetzen sollte, 12 Jahre lang blockierten. Nachdem sie in Zeiten des Waldsterbens schliesslich unterlagen, entstand 1985 die aggressiv anti-ökologische Auto-Partei. Sie ist passé, aber viele ihrer Positionen sind im Establishment aufgegangen.
Warum sind viele der neuen rechten Bewegungen so konsequent anti-ökologisch und vor allem gegen die Klimapolitik (dabei durchaus tierlieb)? Zwei Thesen:
• Diese Rechte ist nicht konservativ in herkömmlichem Sinne. Sie vermischt Wertkonservatismus mit einer neoliberal-sozialdarwinistischen Weltsicht und bedient Abstiegsängste. Daraus resultiert eine Politik, die zuallererst nach dem eigenen Vorteil oder dem der eigenen Gruppe fragt (die Milchkuhinitiative war ein typisches Ich-zuerst-Anliegen). Ging es in der Nachkriegszeit darum, Heimat zu schützen, so haben die heutigen Umweltprobleme viel damit zu tun, dass die bisher Armen der Welt ihren Anteil an der Nutzung der natürlichen Ressourcen einfordern. Die verängstigten Satten wollen nichts abgeben, während Nachhaltigkeit, nimmt man sie ernst, die genau gegenteilige Haltung ist: das Bestreben, so zu leben, dass es auch für die anderen reicht.
• Der Neoliberalismus hat den Versuch, etwas über die Zukunft wissen zu wollen, als «Anmassung» diffamiert: Einzige Instanz, die «wissen» kann, ist der Markt. Das ist eine gute Ausgangslage, die Warnungen der Klimawissenschaften in den Wind zu schlagen. Aber die rechten Bewegungen gehen weiter. Sie haben oft eine starke Affinität zu verschwörungstheoretischem Denken – die AFD sowieso, die SVP immer mehr, von Trump nicht zu reden. Wenn es aber dunkle Kräfte gibt, die uns manipulieren; wenn die «Lügenpresse» Teil des Komplotts ist: dann ist man frei, nur zu glauben, was einem ins Konzept passt. Die Klimaleugner haben schon immer auf dieser Klaviatur gespielt: Was eignet sich besser, eine Verschwörung zu behaupten, als ein Phänomen von derart globalem Ausmass wie die Klimaerwärmung!