Marcel Hänggi
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Mehr Verkehr (macht mobil)

1/30/2014

 
ENZYKLOPÄDIE ZEITGENÖSSISCHER IRRTÜMER (FOLGE 41): Noch nie bewegten sich die Menschen so wenig wie heute. Ein Tor, wer behauptet, wir würden immer mobiler! – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 30. Januar 2014

So unversöhnlich die Positionen in der Verkehrspolitik sind, in einem herrscht Konsens: Die Menschen würden immer mobiler. Was damit zu tun habe, dass Mobilität immer billiger werde. Zu billig, finden manche (hier ist es mit dem Konsens vorbei). Deshalb müsse die Mobilität teurer werden.

Aber das ist Unsinn.
2011 gab ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt 9 Prozent seines Budgets für Verkehrskosten aus, mit anderen Worten: Ein Monatseinkommen pro Jahr geht für «die Mobilität» drauf (Steuern, Abgaben und gesundheitliche Folgekosten nicht gerechnet). Damit gaben die Schweizer Haushalte für die Fortbewegung erstmals mehr aus als für Nahrungsmittel (ohne Alkoholika). Ein halbes Jahrhundert zuvor gaben die Haushalte 4,6 Prozent für Verkehrskosten aus, vor hundert Jahren waren es 1,9 Prozent – ein Wocheneinkommen pro Jahr. Mobilität wird nicht billiger: Sie wird immer teurer!

Aber sind «wir» mit mehr Mobilitätsausgaben nicht auch viel mobiler geworden? Quatsch: Noch nie litten so viele Menschen an Krankheiten, die durch Bewegungsarmut begünstigt werden.

Wer meint, die Menschen würden immer mobiler, verwechselt Mobilität mit Verkehr. O ja, der Verkehr hat zugenommen, und wie: Je 5400 Kilometer legten die SchweizerInnen 1960 zurück, dreimal so viel 2012. Aber das ist etwas anderes. Wenn zum Beispiel der letzte Lebensmittelladen im Dorf schliesst (seit 1970 sind gesamtschweizerisch zwei Drittel aller Läden verschwunden), sind die DorfbewohnerInnen gezwungen, weiter weg einzukaufen – der Verkehr nimmt zu. Aber nur ein Tor würde behaupten, die Schliessung eines Ladens mache Menschen mobiler!

Wer «Mobilität» sagt und «Verkehr» meint, verwechselt nicht einfach zwei Begriffe. Er oder sie verwechselt Mittel und Zweck. Mobilität als die Fähigkeit, Bedürfnisse nach Ortsveränderung zu befriedigen, ist Zweck. Weniger Mobilität bedeutet weniger Lebensqualität. Verkehr dagegen ist ein Mittel. Verkehr (vom Fuss- und Veloverkehr abgesehen) stinkt, verschmutzt, tötet, macht aggressiv, vernichtet Raum, zerstört Gemeinschaft. Weniger Verkehr wäre eine Befreiung. Möglichst viel Mobilität mit möglichst wenig Verkehr müsste das Ziel der Verkehrspolitik sein.

Die Mobilität hat zwei Seiten. Erstens: Wie gut kann ich die Wege zurücklegen, die ich zurücklegen muss, um mobil zu sein? Das ist der Verkehr. Zweitens: Wie lang sind die Wege? Das ist die Raumstruktur.

Ein Ausbau der Verkehrswege macht mich mobiler, weil er mich die Wege leichter zurücklegen lässt. Zugleich aber macht ein Ausbau der Verkehrswege die Wege auch länger. Haben nämlich KundInnen bessere Verkehrsmöglichkeiten, fahren sie weiter, um einzukaufen, bis der Dorfladen nicht mehr konkurrenzfähig ist und schliesst – sodass nun alle gezwungen sind, weiter zu fahren. Deshalb macht ein Ausbau der Verkehrswege den Mobilitätsgewinn, den er mir scheinbar verschafft, gleich wieder zunichte. Aus Mobilitätsbefähigung wird Mobilitätszwang. Ein Nullsummenspiel, betrachtet man die aufgewendete Zeit. Eine Spirale steigender Kosten, betrachtet man Geld, Infrastrukturaufwand, Umwelt- und Gesundheitsschäden und so weiter.

Natürlich, keine Frage: Verkehr ist zu billig und müsste teurer sein. Aber wenn gleichzeitig die Mobilitätszwänge reduziert werden, wird die Mobilität dadurch nicht ebenfalls teurer. Im Gegenteil. Dazu gibt es einen ganz einfachen Weg: Verlangsamung. Verlangsamung zieht kürzere Wege nach sich. Der Verkehr nimmt ab, die Mobilität bleibt. Oder nimmt sogar zu, wenn man unter Mobilität auch das Bedürfnis der Menschen (und vor allem der Kinder) zählt, sich im öffentlichen Raum aus purer Freude zu bewegen. Ohne Motor.

PS: Um Missverständnissen vorzubeugen: Stimmen Sie bei «Fabi» Ja. Dass der Autoverkehr, der sehr viel zu billig ist, mithilft, den Schienenverkehr zu finanzieren, ist nichts als ein Ausgleich eines bestehenden Ungleichgewichts. Langfristig müssen aber Kapazitäten rückgebaut werden. Zuerst natürlich die der Strasse. Dann aber auch die der Bahn.

Marcel Hänggi

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    Autor

    Marcel Hänggi, ​Zürich
    wissenschaftlicher Mitarbeiter Verein Klimaschutz Schweiz (Gletscher-Initiative)
    Journalist | Buchautor
    ​dipl. Gymnasiallehrer


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