Marcel Hänggi
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Leugner. Obama. Pötter

10/12/2009

 
Blog von der Klimakonferenmz Kopenhagen
Zürich. Noch beobachte ich den Klimagipfel von Zürich aus, und der Kopf ist mir schon ganz Sturm vor lauter Informationen, die elektronisch auf mich einprasseln. Die Zahl der Organisationen - staatliche, nichtstaatliche, Firmen -, die etwas zu Kopenhagen zu sagen hat und das auch tut, ist groß; die aktivsten Mailer bisher sind die Leugner des Klimawandels mit ihrem aggressiv-selbstherrlichen Ton. Beispielsweise das Committee For A Constructive Tomorrow (CFACT), das im Netz Angstmacher-Filmchen von bösen «Energie-Polizisten» verbreitet , die arme Hausfrauen aufsuchen und alle Energie brauchenden Haushaltgeräte beschlagnahmt, während ein Baby schreit. Aktiv sind sie, die Leugner, aber offenbar doch auch ziemlich einsam in Kopenhagen, wie das Center for Media and Democracy berichtet. Das CFACT ist mutmasslich eine der Organisationen von KlimaleugnerInnen, die vom Erdölgiganten (und weltgrößten Konzern überhaupt) ExxonMobil gesponsert wurden, bis ihnen Exxon den Geldhahn zudrehte. Zu den «unabhängigen WissenschaftlerInnen», die das CFACT präsentiert, gehören so illustre Leute wie S. Fred Singer, emeritierter Umwelt-Professor der University of Virginia und Präsident der Anti-Umweltschutzorganisation mit dem lustigen Namen Sepp (Science and Environmental Policy Project) und ebenfalls Geldempfänger von Exxon und Berater dirverser Erdöl-, Automobil- und Flugzeugkonzerne.
Ein paar hundert Kilometer von Kopenhagen nahm heute Präsident Obama seinen Friedensnobelpries entgegen. Die Vergabe des Preises an Obama war natürlich Unfug, der Gute hat ja noch gar nichts leisten können und wird also für die (zu) hohen Erwartungen an ihn - auch in der Klimapolitik - geehrt, wie er selber in seiner Rede andeutete. Nun, dafür kann er nichts, und er liess schon durchblicken, dass ihm der Preis nicht allzu gelegen kam. Den Klimawandel sprach Obama in seiner heutigen Osloer Rede nur einmal an, und zwar als Sicherheitsrisiko - es ging in der Rede um Krieg und Frieden. Dennoch finde ich die Rede bemerkenswert. Obama wies ausdrücklich darauf hin, dass er den Friedenspreis als Kriegspräsident erhalte. Bemerkenswert ist der Ton der Rede - Obama erweist Martin Luther King und Mahatma Gandhi seine Reverenz, in deren «Glauben und Leben nichts Schwaches - Passives - Naives» gewesen sei. Doch als Präsident müsse er auch mit der «harten Einsicht» Leben, dass es noch Krieg gebe auf dieser Welt. Gewiss: Das ist die Rede aller Militaristen, die doch eigentlich den Pazifismus schön finden würden - aber das ist doch ein sehr anderer Ton als Bush's «We gonne smoke them outta their holes». Und die Rede enthält das explizite Bekenntnis zu «starken Institutionen» und «Abkommen zwischen den Staaten». [War ich da gestern Nacht nun etwas vormitternachtsmilde, als ich das schrieb? Wie auch immer: Obama war wohl das Beste, was den USA - oder der Welt mit den USA - hat passieren können, aber ein Obama macht noch keine friedliche Großmacht.] «Du hast den Nobelpreis erhalten, nun verdiene ihn dir» heißt die Botschaft von Greenpeace an Obama.

Für Konfusion sorgt in Kopenhagen ein «vertrauliches» Dokument, das der «Guardian» am Montag publik gemacht hat: ein «Plan B» angeblich von der dänischen Regierung (die Regierung selbst dementierte) für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen. Dass die dänische Regierung - wie es scheint das Büro des Premierministers, ohne Absprache mit der dänischen Konferenzpräsidentin Connie Hedegaard - schon zu Beginn der Konferenz einen solchen, sehr wenig ambitionierten Plan vorbereitet hat, hat vor allem die Entwicklungsländer (nebst den Umweltorganisationen) erzürnt, während Ivo de Boer, der Chefverhändler der Uno, den Plan als unbedeutend abqualifiziert hat («This was an informal paper ahead of the conference given to a number of people for the purposes of consultations. The only formal texts in the UN process are the ones tabled by the Chairs of this Copenhagen conference at the behest of the Parties.»). Die großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien und Südafrika haben mittlerweile einen eigenen Plan auf den Tisch gelegt und damit wiederum die restlichen Entwicklungsländer, die mit diesen vier in der G77 gemeinsam verhandeln, vor den Kopf gestossen. [Mittlerweile - in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember - ist noch ein neuer Vorschlag aufgetaucht: Präsentiert hat ihn die Allianz der kleinen Inselstaaten Aosis. Er ist ambitioniert und will die Erwärmung auf maximal 1,5 Grad begrenzen. Den kleinen Inselstaaten bleibt gar nichts anderes übrig - alles andere könnte ihr Ende bedeuten.]

Unterdessen lese ich in der TAZ einen gescheiten Text von Bernhard. Bernhard? Pötter, deutscher Journalist in Paris und Buchautor und mein Room-Mate in Kopenhagen ab dem kommenden Wochenende. Bernhards Buch «Tatort Klimawandel» ist in der heutigen Ausgabe der WOZ rezensiert (siehe hier); ich schliesse mich der Empfehlung vorbehaltlos an. Was die Stärke des Buchs ausmacht: Es betrachtet den Klimawandel - und das tut auch sein gestriger Text in der TAZ - politisch. Der Klimawandel geschieht nicht einfach, er wird gemacht, und da gibt es Täter, Opfer, Profiteure. Wenn man das ausser Acht lässt, kann man die Klimapolitik nicht verstehen. Denn: Mittlerweile haben die meisten Regierungen begriffen, dass alle verlieren, wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht. Zu handeln wäre also eine klassische Win-Win-Geschichte. Aber solche Marketingfloskeln wie «Win-win» pflegen mehr zu vertuschen als zu erhellen - etwa das Politische. Denn: Einige werden mehr verlieren und andere weniger, und wer die Welt vor allem als Marktplatz versteht, in dem es um Konkurrenz geht, der zieht eine Lösung vor, bei der er zwar verliert, aber weniger als alle andern, gegenüber einer Lösung, bei der er zwar gewinnt, aber nicht so viel wie die anderen.

Schließlich doch noch ein Bericht von vor Ort: Peter aus Zürich schreibt: «sensationell, was die dänischen aktivisten mit unterstützung aus der ganzen welt hier angeteigt haben. die polizei schüchtert ein, aber es dringt durch, dass sie primär auf einschüchterung aus sind [Mittlerweile ist das überholt: Die dänische Polizei hat ein Zentrum von AktivistInnen gestürmt und 200 Leute verhaftet]. aber es hält die leute nicht ab, für ihre zukunft einzustehen. es gibt grenzkontrollen aber noch keine meldung über rückweisungen. scheints rechnet auch die polizei mit 60'000. wer dabei ist, wird dabei gewesen sein, wer nicht, wird nicht dabei gewesen sein. es wird fieberhaft vorbereitet. die stimmung ist super und die abläufe sind extrem dynamisch. wer eine reise plant, sollte unbedingt bis und mit mittwoch 16. einplanen. es gibt jeden tag welcome und action training um 10.00 Uhr in Christiania (Cinema). am sonntag 13. auch in den beiden massenunterkünften. es gibt super aktionsküchen, infopoints, action guides in allen wichtigen sprachen. besprechungs-treffs der klimabewegung jeden ab 18.00 uhr in Ragnhildsgade. es gibt viele wichtige dinge zu tun, von pressearbeit bis unterkünfte herrichten. und super essen in den aktivistenküchen. das wetter ist und war in den letzten tagen mild. dennoch ist es gut, für warm ausgerüstet zu sein. unbedingt eine iso-matte mitbringen. ein kleines zelt kann wohl nicht schaden, obschon, bisher habe ich keine gesehen. ein kompostklo oder viele davon wären kul (gewesen).»

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    Autor

    Marcel Hänggi
    ​

    Journalist und Buchautor
    dipl. Gymnasiallehrer​
    Dr. phil. h.c.
    ​
    Zürich


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