Marcel Hänggi
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Billiger wär's früher gegangen

4/25/2012

 
Buchdruck und Schriftkultur
Technischer Wandel ist kein linearer Vorgang. Ob sich eine neue Technik als Fortschritt herausstellt, hängt meist mehr von gesellschaftlichen als von technischen Faktoren ab. Das zeigt die NZZ-Serie «Alles neu?» anhand von historischen Beispielen auf. Teil I meiner monatlichen Technikkolumne in der NZZ.

Bild
Eine Seite aus Gutenbergs 42-zeiliger Bibel von 1455. Quelle: Niedersächsiche Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
«Kein Reich, keine Religion, kein Stern hatte grösseren Einfluss auf die menschlichen Angelegenheiten als Buchdruck, Schiesspulver und Kompass», schrieb Francis Bacon 1620. Auch vier Jahrhunderte später gilt der (europäische) Buchdruck vielen als eine der bedeutendsten Erfindungen. Er ermöglichte die billige Produktion von Schriften in grosser Auflage, verhalf so den Ideen der Reformation und des Humanismus zu schneller Verbreitung und beendete das Mittelalter: das Musterbeispiel einer Technik, die sozialen Wandel schafft.

Dass der Buchdruck wichtig war, steht ausser Frage. Doch die Vorstellung, vor Gutenberg sei Schrift teuer gewesen, seit Gutenberg aber habe sich jedermann Bücher leisten können, greift zu kurz. Wäre es nur darum gegangen, billiger zu produzieren, hätte man das einfacher tun können – etwa indem man auf die prächtige Gestaltung verzichtet hätte. Tatsächlich gab es schon im 14. Jahrhundert Unterhaltungs- und Gebrauchsliteratur, billig von Hand geschrieben. Flugschriften liessen sich auch im Holzdruckverfahren herstellen – zumal sie illustriert sein mussten, um in der grossmehrheitlich illiteraten Bevölkerung zu wirken. Demgegenüber war es Gutenbergs Ehrgeiz, noch schönere Bücher herzustellen. Billig war das nicht, und die Auflagen blieben zunächst bescheiden: 180 Kopien im Falle der Gutenberg-Bibel.

Leicht zugespitzt könnte man sagen: Worauf es ankam, waren weniger Gutenbergs bewegliche Lettern als die Idee, sie zu einem anderen Zweck zu nutzen, als ihr Erfinder ihnen zugedacht hatte. Darauf musste man erst kommen.

Auflagen bis in die Hunderttausende brachte erst die Reformation (mehr mit ihren Streitschriften als mit der Bibel). Doch ein Bedarf nach mehr Schriftproduktion war bereits im Mittelalter allmählich entstanden. Auf dem Weg dahin lagen unspektakuläre Erfindungen wie die Seitennummerierung, Inhaltsverzeichnisse und alphabetische Register. Sie ermöglichten es erst, Bücher zu benutzen, ohne sie von der ersten bis zur letzten Seite lesen zu müssen. Kataloge erlaubten das Wiederfinden eines Schriftstücks auch dann noch, wenn kein Archivar sich mehr erinnerte, in welche Kiste er es verstaut hatte. Manche Historiker halten diese Neuerungen, die sich vor allem im 13. Jahrhundert durchsetzten, für gleich wichtig oder wichtiger als den Buchdruck in der Geschichte der Schriftkultur.

Der Buchdruck beschleunigte sozialen Wandel. Aber es war auch sozialer Wandel, der zu ihm hingeführt hatte. Und noch eine Umkehrung lässt sich machen: Die Reformatoren nutzten den Buchdruck – doch ebenso nutzte die Technik die Reformation, um sich durchzusetzen. Drucker machten mit Raubdrucken reformatorischer Schriften einen Reibach. Martin Luther konnte sich furchtbar darüber aufregen.  

Marcel Hänggi

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    Autor

    Marcel Hänggi, ​Zürich
    wissenschaftlicher Mitarbeiter Verein Klimaschutz Schweiz (Gletscher-Initiative)
    Journalist | Buchautor
    ​dipl. Gymnasiallehrer


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