Wenn man ins Konferenzzentrum rein kommt, steht da eine Wand mit vielleicht zehn Bildschirmen. Darauf ist eine animierte Satellitenbild-Erdkugel zu sehen, die sich dreht. Mittels Touchscreen lassen sich Punkte, die über die Erde verteilt sind, anklicken, worauf ein Mensch am Schirm erscheint, der in der entsprechenden Weltgegend lebt, und ein Statement zum Klimawandel abgibt. Solche und ähnliche Installationen gibt es viele, und Satellitenbild-Erdkugeln gibt es zuhauf. Die eindrücklichste ist eine richtige Kugel mit vielleicht zwei Metern Durchmesser, die von der Decke eines Pavillons der USA hängt. Sie ist eine Projektionsfläche, auf der Filme ablaufen: Wolken, die um die Erde rasen, der Wirbelsturm Katrina, wie er sich bildet und den Süden der USA trifft, Veränderungen des Wassergehalts oder der Eisfläche im Jahresverlauf, alles basierend auf Satellitenbildern (hier ein Bild). Hier finden eindrückliche Vorträge von WissenschaftlerInnen statt, illustriert mittels dieser Kugel, die die Vortragenden mit Fernsteuerung bewegen können.
Wir JournalistInnen (und die Delegationsmitglieder) befinden uns zwar den größten Teil des Tages im riesigen Presseraum vor unseren Computern (Die Radio-DRS-Website zeigt ein Bild), aber wir blicken dauern auf die Welt - nur ein Klick vom Plenarsaal zu den Reaktionen der weltweiten Presse, und neben den Computern liegen die Handys, die uns vernetzen (manche telefonieren sogar auf dem Pissoir, während sie pinkeln). Und wir alle, NGO-Vertreterinnen, Journalisten, Delegierte, teilen ein Stück weit - auch wenn einige für uns AbendländerInnen exotische Trachten tragen - die selbe Kultur der Internationalität (ich habe dieses Gefühl bereits aus dem Tcktcktck-Zentrum in der Kopenhagener Innenstadt beschrieben).
All das gibt das - trügerische - Gefühl: Wir sind alle eine Welt, es gibt da diese Weltgemeinschaft, wir arbeiten alle am Problem. Selbst wenn man weiß, wie falsch das ist: Das Gefühl ist da.
Und da gibt es noch ein zweites, damit zusammen hängendes Gefühl, das die Depressionen vertreibt: Wir sind alle so wichtig. Wir treffen dauernd wichtige Leute, gehen in die Pressekonferenz von Regierungschef X und Staatspräsidentin Y; beiläufig treffe ich zufällig die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch und habe führe Smalltalk; wir rennen von Termin zu Termin, als ginge die Welt unter, würden wir das nicht tun (besser: als ginge sie nicht unter, da wir das tun). Alle tragen ihren Badge, das Sesam-öffne-Dich für das Konferenzzentrum (für das ich so lange in der Kälte gewartet habe - sieben Stunden insgesamt). Und selbst abends in der Stadt scheinen alle diesen Badge zu tragen; in den Restaurants sieht man fast nur Leute mit diesem Ding um den Hals, das uns Bedeutung verleiht.
Vermutlich geht es auch den VerhandlerInnen so, ihnen erst recht: Wie wichgtig sie doch sind! und wie sehr sie gerade darüber die Wichtigkeit der Sache vergessen mögen.
Hier eine kleine Galerie mit Foto-Impressionen.