Zwischen Tradition und Moderne – die Schweiz in den 1920er Jahren: Das Auto setzt sich durch
1. Krisenzeit
2. Modernisierung der Lebenswelt
3. Der Siegeszug des Automobils
3.1 Quellengruppe 1: Widerstand
Ende der 1920er Jahre, schreibt der Historiker Christoph Maria Merki, «verschwand der Widerstand gegen das Automobil (…) und machte einer breiten Akzeptanz Platz». Die folgenden Quellen berichten vom Kampf für oder gegen die Präsenz von Autos im öffentlichen Raum.
Am deutlichsten zeigte sich der Widerstand im Kanton Graubünden, wo der Autoverkehr bis 1925 verboten war. Aber auch in den Innerschweizer Kantonen waren viele Straßen für den Motorverkehr gesperrt.
> Was sagen die Textquellen über die Gründe des Widerstands aus, und wie begegneten dem die Auto-Befürworter?
> Achten Sie darauf, was die Texte von Autogegnern über die Sicht der Autobefürworter aussagen – und umgekehrt.
> Wenden Sie an, was Sie über Quellenkritik / Quellenanalyse gelernt haben!
Am deutlichsten zeigte sich der Widerstand im Kanton Graubünden, wo der Autoverkehr bis 1925 verboten war. Aber auch in den Innerschweizer Kantonen waren viele Straßen für den Motorverkehr gesperrt.
> Was sagen die Textquellen über die Gründe des Widerstands aus, und wie begegneten dem die Auto-Befürworter?
> Achten Sie darauf, was die Texte von Autogegnern über die Sicht der Autobefürworter aussagen – und umgekehrt.
> Wenden Sie an, was Sie über Quellenkritik / Quellenanalyse gelernt haben!
Quelle 1 (1921)
Kommentar der Neuen Bündner Zeitung vom 23. Mai 1921 nach der Einführung eines Artikels der Bundesverfassung, der dem Bund das Recht gibt, Straßenverkehrsgesetze zu erlassen (bis zum ersten Bundesgesetz sollten allerdings nochmals elf Jahre vergehen)
«Das Auto kommt via Bern. Unaufhaltsam schreitet die Technik weiter und die Zeit. Das Auto hat sich gestern den Eingang in unsere Täler errungen. Vergebens stemmte sich das Bündnervolk wie ein Mann der ‹freundeidgenössischen Gabe› entgegen. Es muß seinen Nacken beugen vor der Mehrheit des Schweizervolkes. Das dreisprachige rhätische Nein ist aber von solcher Einheit, Wucht und Kraft, daß es weit hinhallen muß in die helvetischen Gaue und nicht verfehlen kann, selbst im Bundeshause Eindruck zu machen. — Caveant Consules! [lateinischer Warnruf gegen die Diktatur; M.H.] (…) Unser ‹pur suveran› [rätoromanisch «souveräner Bauer»; M.H.] verlangt den Vorrang seines Arbeitsgespanns vor dem fremden Luxuswagen und verlangt die Sicherheit der Straße für Mensch und Vieh.»
Kommentar der Neuen Bündner Zeitung vom 23. Mai 1921 nach der Einführung eines Artikels der Bundesverfassung, der dem Bund das Recht gibt, Straßenverkehrsgesetze zu erlassen (bis zum ersten Bundesgesetz sollten allerdings nochmals elf Jahre vergehen)
«Das Auto kommt via Bern. Unaufhaltsam schreitet die Technik weiter und die Zeit. Das Auto hat sich gestern den Eingang in unsere Täler errungen. Vergebens stemmte sich das Bündnervolk wie ein Mann der ‹freundeidgenössischen Gabe› entgegen. Es muß seinen Nacken beugen vor der Mehrheit des Schweizervolkes. Das dreisprachige rhätische Nein ist aber von solcher Einheit, Wucht und Kraft, daß es weit hinhallen muß in die helvetischen Gaue und nicht verfehlen kann, selbst im Bundeshause Eindruck zu machen. — Caveant Consules! [lateinischer Warnruf gegen die Diktatur; M.H.] (…) Unser ‹pur suveran› [rätoromanisch «souveräner Bauer»; M.H.] verlangt den Vorrang seines Arbeitsgespanns vor dem fremden Luxuswagen und verlangt die Sicherheit der Straße für Mensch und Vieh.»
Quelle 2 (1921)
In einem Zeitungsinserat wirbt der Tourismusverbands Union Helvetia für ein Ja zum eidg. Verfassungsartikel, der dem Bund das Recht gibt, Straßenverkehrsgesetze zu erlassen. |
Quelle 3 (1924)
Zeitungsinserat für ein Ja zum kantonalen Automobilgesetz, das Autos auf Durchfahrtsstraßen erlauben wollte. |
Quelle 4 (1925)
Zeitungsinserat für die Zulassung des Autos im Juni 1925. Quelle 6
Leonhard Ragaz (1868–1945), Kopf der religiösen Sozialisten der Schweiz, in seiner Zeitschrift Neue Wege, 1925. «Und was haben die Menschen von der Natur, die mit fünfzig Kilometer und mehr in der Stunde daran vorbeirasen? Die ohnehin schon erschreckend große Oberflächlichkeit des heutigen Stadtmenschen wird dadurch nur noch vermehrt.» |
Quelle 5 (1925)
Zeitungsinserat vor der Volksabstimmung im Juni 1925. In dieser – insgesamt zehnten – Volksabstimmung im Kanton Graubünden stimmte erstmals eine Mehrheit für die Zulassung – weil rund 2000 Bauern auf ihren Alpen waren und der Urne fern blieben. |
Quelle 7 (1925)
Zeitungsinserat gegen die Zulassung des Autos im Juni 1925.
Zeitungsinserat gegen die Zulassung des Autos im Juni 1925.