MNG-Wirtschaftswoche 2024: Lektüreliste
Ich stelle Ihnen auf Wunsch eine Liste von Büchern zusammen, die ich zum Thema Umwelt und Wirtschaft – im weitesten Sinne – mit Gewinn gelesen habe. Die Liste ist einigermaßen beliebig und viele Bücher sind anspruchsvoll, aber alle habe ich mit Gewinn gelesen (mit Ausnahme von zweien, die ich nicht gelesen, sondern geschrieben habe 😉). Hier in alphabetischer Reihenfolge.
Hans Christoph Binswanger: Geld und Magie. Eine ökonomische Deutung von Goethes Faust (ca. 1985)
Binswanger war einer der originellsten und (als FDP-Mitglied!) progressivsten Ökonomen, Spezialist für Geldtheorie und Wirtschaftswachstum. Geld und Magie ist eine Interpretation von Goethes Faust. Binswanger findet, Goethe habe mehr von Geld verstanden als der Ökonomie-Übervater Adam Smith. Goethe hat Faust II 1831 fertiggeschrieben, also zu Beginn des industrialisierten Fossilenergie-Zeitalters. Mephisto (der Teufel) erfindet im Auftrag des Kaisers das Papiergeld, was eine ökonomische Dynamik auslöst, die in die Umweltzerstörung führt. Binswanger vertritt die These, dass die Geldwirtschaft eine Form von Magie sei. Klingt abenteuerlich, ist überzeugend.
Hans Christoph Binswanger: Vorwärts zur Mäßigung. Perspektiven einer nachhaltigen Wirtschaft (2009)
Wenn Sie etwas Kürzeres von Binswanger lesen wollen: Dieser Sammelband enthält Aufsätze über Umwelt & Wirtschaft. Einen dieser Aufsätze («Wo Geldwirtschaft entsteht, verändert sich die Welt. Ein Beispiel aus Sibirien») können Sie hier als PDF herunterladen. Er erzählt eine Geschichte, wie mit dem Geld der Zwang, immer mehr zu produzieren, in die Welt kam. Sie erinnert an Heinrich Bölls «Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral», die Sie vielleicht im Deutschunterricht gelesen haben – nur dass sie bei Binswanger nicht fiktiv ist.
Amitav Ghosh: The Nutmeg’s Curse. Parables for a Planet in Crisis / Der Fluch der Muskatnuss. Gleichnis für einen Planeten in Aufruhr (2021)
Der indische Schriftsteller und Historiker zeichnet eine Gewaltgeschichte der Kolonisation und des Umwelt und Kulturen zerstörenden globalen Kapitalismus vom 17. Jahrhundert bis heute aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive. Mindblowing.
Jack Goody: The Eurasian Miracle (2010)
In diesem wirtschaftshistorischen Buch geht es zwar nicht um ökologische Aspekte, aber Goody erzählt die Geschichte der Wirtschaft und der Industrialisierung aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive, was sehr erhellend ist und viele Vorurteile über die angebliche Überlegenheit der europäischen Wirtschaften widerlegt.
David Graeber: Debt. The First 5000 Years / Schulden. Die ersten 5000 Jahre (2010)
Das ist ein sehr dickes und sehr schwieriges Buch. Ich habe es dreimal gelesen und immer noch nicht ganz verstanden – aber ich habe es dreimal gelesen, weil es so inspirierend ist. Der Anthropologe Graeber zeichnet die Geschichte des Geldes, der Schulden und der Sklaverei nach und widerspricht vor allem mit zahlreichen Beispielen der Vorstellung, Wirtschaft sei etwas, das auf dem Markt ganz frei von Gewalt funktioniere.
Marcel Hänggi: Ausgepowert. Das Ende des Ölzeitalters als Chance (2011)
In diesem Buch will ich zeigen, wie Energie in der Gesellschaft wirkt. Ich haben es gegen die simplifizierende Vorstellung geschrieben, wir müssten Energie nur sauber produzieren, dann sei alles gut.
Marcel Hänggi: Null Öl. Null Gas. Null Kohle. Wie Klimapolitik funktioniert (2019)
Mein Buch zur Gletscher-Initiative – eine kurze Einführung in Klimakrise, Klimaökonomie und Klimapolitik.
Ivan Illich: Die so genannte Energiekrise oder Die Lähmung der Gesellschaft (1974)
Ein altes Büchlein, das Illich nach der Erdölpreis-Krise von 1973 geschrieben hat und das heute noch wunderbar passt. Ich finde, dass die 1970er Jahre in ihrem gesellschaftspolitischen Denken oft interessanter waren als die heutige Debatte. Illichs Kernthese: Man kann von allem zuviel haben, auch vom Guten. Es gibt Schwellen (beispielsweise des Energieverbrauchs, aber auch beispielsweise der Bildung), und wenn man die überschreitet, wird das Gute zum Schlechten. Illich hat mein eigenes Schreiben stark beeinflusst.
Tim Jackson: Prosperity without Growth. Foundations for the Economy of Tomorrow / Wohlstand ohne Wachstum – das Update. Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft (2009)
Jackson ist die wohl prominenteste Stimme der so genannten Degrowth-Schule der Wirtschaftswissenschaften, der überzeugt ist, dass wir uns von der Idee des ewigen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts verabschieden müssen. Hier zeigt Jakcson, wie das funktionieren könnte (wobei wohl die Mehrheit der Ökonom:innen ihm widersprechen würde).
Naomi Klein: This Changes Everything: Capitalism vs. The Climate / Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima (2014)
Naomi Klein ist eine der prominentesten und einflussreichsten Personen der globalen Klimabewegung und der Untertitel ihres Buchs zeigt, was sie vom Kapitalismus hält.
Ursula K. Le Guin: «Die Tragetaschentheorie des Erzählens», in: Am Anfang war der Beutel. Warum uns die Fortschritts-Utopien an den Rand des Abgrunds führten und wie Denken in Rundungen die Grundlage für gutes Leben schafft (deutsch 2021)
Le Guin, gestorben 2018, war eine der bedeutendsten Science-Fiction-Autor:innen. Die «Tragetaschentheorie des Erzählens» ist im Grunde eben, wie der Titel sagt, eine Erzähltheorie – aber gleichzeitig eine äußerst witzige feministische Analyse unserer Gesellschaft mit ihrem Fortschrittsglauben. Den kurzen, dichten Text finden Sie hier als PDF.
Anders Levermann: Die Faltung der Welt. Wie die Wissenschaft helfen kann, dem Wachstumsdilemma und der Klimakrise zu entkommen (2023)
Ich habe dieses Buch noch nicht gelesen, es steht aber weit oben auf meiner Leseliste. Der Klimaforscher des renommierten Potsdam Institut für Klimafolgenforschung will aufzeigen, wie eine Wirtschaft sich gleichzeitig weiterentwickeln und trotzdem die ökologischen Grenzen respektieren kann. Er sagt: Die Wirtschaft kann umweltverträglich wachsen – aber ganz anders, als sie es heute tut.
Nastassja Martin: Croire aux fauves / Ans Wilde glauben (2022)
Dieses sehr schön und sehr literarisch geschriebene Buch ist auf den ersten Blick sehr weit weg vom Thema Ökonomie, aber Martin – die zum selben Kreis von Forscherinnen gehört wie Anna Lowenhaupt Tsing (siehe unten) – denkt das Verhältnis Mensch-Umwelt und damit auch die Ökonomie sehr neu, indem sie das Denken von indigenen Even:innen in Russland untersucht, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu ihrem traditionellen Leben zurückgekehrt sind. Und das tut sie außerordentlich spannend: Sie wurde von einem Bären angegriffen und fast getötet und schreibt sie ihr tolles Buch ausgehend von diesem Erlebnis.
Naomi Oreskes und Erik Conway: The Merchants of Doubt. How a Handful of Scientists Obscured the Truth on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming / Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens (2011)
Das Standardwerk über die Netzwerke der Wissenschaftsleugner, die aus wirtschaftlichen Interessen die Folgen des Rauchens und den Klimawandel in Zweifel ziehen (das waren oft die gleichen Leute). Es gibt davon auch einen Dokfilm (hier auf Youtube).
Kate Raworth: Doughnut Economics. Seven Ways to Think Like a 21st-Century Economist / Die Donut-Ökonomie. Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört (2022)
Raworth geht vom Konzept der Planetaren Grenzen aus und fragt, wie die Wirtschaft funktionieren könnte, ohne diese Grenzen zu verletzen. Ein sehr einflussreiches Buch in der jüngsten Umwelt-Wirtschafts-Debatte.
Vandana Shiva: Leben ohne Erdöl. Eine Wirtschaft von unten gegen die Krise von oben (2009)
Die indische Umwelt- und Landwirtschaftsaktivistin Shiva schreibt aus einer ökofeministischen Perspektive über Wirtschaft; ich habe nur dieses Buch von ihr gelesen; weitere Titel ihrer Bücher tönen vielversprechend.
Greta Thunberg (Herausgeberin): The Climate Book / Das Klimabuch (2022)
Die Gründerin der Friedas for Future hat dieses dicke Buch herausgegeben, das aber aus vielen kurzen Beiträgen der wichtigsten Wissenschafter:innen besteht, zu fast allen Aspekten der Klimakrise. Gut lesbar, auf dem Stand der Wissenschaft.
Anna Lowenhaupt Tsing: The Mushroom at the End of the World. On the Possibility of Life in Capitalist Ruins / Der Pilz am Ende der Welt. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus (2021)
Eines der großartigsten Sachbücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, aber nicht einfach. Tsing ist Anthropologin, und sie liefert eine Analyse des globalen Kapitalismus anhand eines in Japan sehr geschätzten Edelpilzes und macht dabei Exkurse in die Biologie und andere Disziplinen. Tsing gehört zu einer Bewegung von Wissenschaftern und vor allem Wissenschafterinnen aus so verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Ökonomie, Philosophie oder Anthropologie, die das Verhältnis von Mensch und Umwelt neu denken.
Robin Wall Kimmerer: Die ehrenhafte Ernte (2024)
Das Buch erscheint erst im März; das englische Original erschien 2013 in Braiding Sweetgrass. Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge and the Teachings of Plants. Sie können es hier als PDF herunterladen. Wall Kimmerer ist Professorin für Pflanzenökonomie an der State University of New York und Mitglied der First Nation der Potawatomi. In ihren Büchern verbindet sie moderne Forschungsresultate der Biologie mit indigenem Denken. Klingt exotisch? Durchaus – es lohnt sich, sich darauf einzulassen.
Binswanger war einer der originellsten und (als FDP-Mitglied!) progressivsten Ökonomen, Spezialist für Geldtheorie und Wirtschaftswachstum. Geld und Magie ist eine Interpretation von Goethes Faust. Binswanger findet, Goethe habe mehr von Geld verstanden als der Ökonomie-Übervater Adam Smith. Goethe hat Faust II 1831 fertiggeschrieben, also zu Beginn des industrialisierten Fossilenergie-Zeitalters. Mephisto (der Teufel) erfindet im Auftrag des Kaisers das Papiergeld, was eine ökonomische Dynamik auslöst, die in die Umweltzerstörung führt. Binswanger vertritt die These, dass die Geldwirtschaft eine Form von Magie sei. Klingt abenteuerlich, ist überzeugend.
Hans Christoph Binswanger: Vorwärts zur Mäßigung. Perspektiven einer nachhaltigen Wirtschaft (2009)
Wenn Sie etwas Kürzeres von Binswanger lesen wollen: Dieser Sammelband enthält Aufsätze über Umwelt & Wirtschaft. Einen dieser Aufsätze («Wo Geldwirtschaft entsteht, verändert sich die Welt. Ein Beispiel aus Sibirien») können Sie hier als PDF herunterladen. Er erzählt eine Geschichte, wie mit dem Geld der Zwang, immer mehr zu produzieren, in die Welt kam. Sie erinnert an Heinrich Bölls «Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral», die Sie vielleicht im Deutschunterricht gelesen haben – nur dass sie bei Binswanger nicht fiktiv ist.
Amitav Ghosh: The Nutmeg’s Curse. Parables for a Planet in Crisis / Der Fluch der Muskatnuss. Gleichnis für einen Planeten in Aufruhr (2021)
Der indische Schriftsteller und Historiker zeichnet eine Gewaltgeschichte der Kolonisation und des Umwelt und Kulturen zerstörenden globalen Kapitalismus vom 17. Jahrhundert bis heute aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive. Mindblowing.
Jack Goody: The Eurasian Miracle (2010)
In diesem wirtschaftshistorischen Buch geht es zwar nicht um ökologische Aspekte, aber Goody erzählt die Geschichte der Wirtschaft und der Industrialisierung aus einer nicht-eurozentrischen Perspektive, was sehr erhellend ist und viele Vorurteile über die angebliche Überlegenheit der europäischen Wirtschaften widerlegt.
David Graeber: Debt. The First 5000 Years / Schulden. Die ersten 5000 Jahre (2010)
Das ist ein sehr dickes und sehr schwieriges Buch. Ich habe es dreimal gelesen und immer noch nicht ganz verstanden – aber ich habe es dreimal gelesen, weil es so inspirierend ist. Der Anthropologe Graeber zeichnet die Geschichte des Geldes, der Schulden und der Sklaverei nach und widerspricht vor allem mit zahlreichen Beispielen der Vorstellung, Wirtschaft sei etwas, das auf dem Markt ganz frei von Gewalt funktioniere.
Marcel Hänggi: Ausgepowert. Das Ende des Ölzeitalters als Chance (2011)
In diesem Buch will ich zeigen, wie Energie in der Gesellschaft wirkt. Ich haben es gegen die simplifizierende Vorstellung geschrieben, wir müssten Energie nur sauber produzieren, dann sei alles gut.
Marcel Hänggi: Null Öl. Null Gas. Null Kohle. Wie Klimapolitik funktioniert (2019)
Mein Buch zur Gletscher-Initiative – eine kurze Einführung in Klimakrise, Klimaökonomie und Klimapolitik.
Ivan Illich: Die so genannte Energiekrise oder Die Lähmung der Gesellschaft (1974)
Ein altes Büchlein, das Illich nach der Erdölpreis-Krise von 1973 geschrieben hat und das heute noch wunderbar passt. Ich finde, dass die 1970er Jahre in ihrem gesellschaftspolitischen Denken oft interessanter waren als die heutige Debatte. Illichs Kernthese: Man kann von allem zuviel haben, auch vom Guten. Es gibt Schwellen (beispielsweise des Energieverbrauchs, aber auch beispielsweise der Bildung), und wenn man die überschreitet, wird das Gute zum Schlechten. Illich hat mein eigenes Schreiben stark beeinflusst.
Tim Jackson: Prosperity without Growth. Foundations for the Economy of Tomorrow / Wohlstand ohne Wachstum – das Update. Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft (2009)
Jackson ist die wohl prominenteste Stimme der so genannten Degrowth-Schule der Wirtschaftswissenschaften, der überzeugt ist, dass wir uns von der Idee des ewigen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts verabschieden müssen. Hier zeigt Jakcson, wie das funktionieren könnte (wobei wohl die Mehrheit der Ökonom:innen ihm widersprechen würde).
Naomi Klein: This Changes Everything: Capitalism vs. The Climate / Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima (2014)
Naomi Klein ist eine der prominentesten und einflussreichsten Personen der globalen Klimabewegung und der Untertitel ihres Buchs zeigt, was sie vom Kapitalismus hält.
Ursula K. Le Guin: «Die Tragetaschentheorie des Erzählens», in: Am Anfang war der Beutel. Warum uns die Fortschritts-Utopien an den Rand des Abgrunds führten und wie Denken in Rundungen die Grundlage für gutes Leben schafft (deutsch 2021)
Le Guin, gestorben 2018, war eine der bedeutendsten Science-Fiction-Autor:innen. Die «Tragetaschentheorie des Erzählens» ist im Grunde eben, wie der Titel sagt, eine Erzähltheorie – aber gleichzeitig eine äußerst witzige feministische Analyse unserer Gesellschaft mit ihrem Fortschrittsglauben. Den kurzen, dichten Text finden Sie hier als PDF.
Anders Levermann: Die Faltung der Welt. Wie die Wissenschaft helfen kann, dem Wachstumsdilemma und der Klimakrise zu entkommen (2023)
Ich habe dieses Buch noch nicht gelesen, es steht aber weit oben auf meiner Leseliste. Der Klimaforscher des renommierten Potsdam Institut für Klimafolgenforschung will aufzeigen, wie eine Wirtschaft sich gleichzeitig weiterentwickeln und trotzdem die ökologischen Grenzen respektieren kann. Er sagt: Die Wirtschaft kann umweltverträglich wachsen – aber ganz anders, als sie es heute tut.
Nastassja Martin: Croire aux fauves / Ans Wilde glauben (2022)
Dieses sehr schön und sehr literarisch geschriebene Buch ist auf den ersten Blick sehr weit weg vom Thema Ökonomie, aber Martin – die zum selben Kreis von Forscherinnen gehört wie Anna Lowenhaupt Tsing (siehe unten) – denkt das Verhältnis Mensch-Umwelt und damit auch die Ökonomie sehr neu, indem sie das Denken von indigenen Even:innen in Russland untersucht, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu ihrem traditionellen Leben zurückgekehrt sind. Und das tut sie außerordentlich spannend: Sie wurde von einem Bären angegriffen und fast getötet und schreibt sie ihr tolles Buch ausgehend von diesem Erlebnis.
Naomi Oreskes und Erik Conway: The Merchants of Doubt. How a Handful of Scientists Obscured the Truth on Issues from Tobacco Smoke to Global Warming / Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens (2011)
Das Standardwerk über die Netzwerke der Wissenschaftsleugner, die aus wirtschaftlichen Interessen die Folgen des Rauchens und den Klimawandel in Zweifel ziehen (das waren oft die gleichen Leute). Es gibt davon auch einen Dokfilm (hier auf Youtube).
Kate Raworth: Doughnut Economics. Seven Ways to Think Like a 21st-Century Economist / Die Donut-Ökonomie. Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört (2022)
Raworth geht vom Konzept der Planetaren Grenzen aus und fragt, wie die Wirtschaft funktionieren könnte, ohne diese Grenzen zu verletzen. Ein sehr einflussreiches Buch in der jüngsten Umwelt-Wirtschafts-Debatte.
Vandana Shiva: Leben ohne Erdöl. Eine Wirtschaft von unten gegen die Krise von oben (2009)
Die indische Umwelt- und Landwirtschaftsaktivistin Shiva schreibt aus einer ökofeministischen Perspektive über Wirtschaft; ich habe nur dieses Buch von ihr gelesen; weitere Titel ihrer Bücher tönen vielversprechend.
Greta Thunberg (Herausgeberin): The Climate Book / Das Klimabuch (2022)
Die Gründerin der Friedas for Future hat dieses dicke Buch herausgegeben, das aber aus vielen kurzen Beiträgen der wichtigsten Wissenschafter:innen besteht, zu fast allen Aspekten der Klimakrise. Gut lesbar, auf dem Stand der Wissenschaft.
Anna Lowenhaupt Tsing: The Mushroom at the End of the World. On the Possibility of Life in Capitalist Ruins / Der Pilz am Ende der Welt. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus (2021)
Eines der großartigsten Sachbücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, aber nicht einfach. Tsing ist Anthropologin, und sie liefert eine Analyse des globalen Kapitalismus anhand eines in Japan sehr geschätzten Edelpilzes und macht dabei Exkurse in die Biologie und andere Disziplinen. Tsing gehört zu einer Bewegung von Wissenschaftern und vor allem Wissenschafterinnen aus so verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Ökonomie, Philosophie oder Anthropologie, die das Verhältnis von Mensch und Umwelt neu denken.
Robin Wall Kimmerer: Die ehrenhafte Ernte (2024)
Das Buch erscheint erst im März; das englische Original erschien 2013 in Braiding Sweetgrass. Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge and the Teachings of Plants. Sie können es hier als PDF herunterladen. Wall Kimmerer ist Professorin für Pflanzenökonomie an der State University of New York und Mitglied der First Nation der Potawatomi. In ihren Büchern verbindet sie moderne Forschungsresultate der Biologie mit indigenem Denken. Klingt exotisch? Durchaus – es lohnt sich, sich darauf einzulassen.