Das schweizerische Anbaumoratorium für gentechnisch veränderte Pflanzen läuft im November 2013 aus. Die Debatte um eine befristete Verlängerung spaltet auch Wissenschaft und Forschung. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 6. September 2012 Vergangene Woche hat das Nationale Forschungsprogramm 59 (NFP 59), «Chancen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen», in Bern seine Resultate präsentiert. Der Bundesrat hatte das Programm 2005 nach der Volksabstimmung über das Gentech-Moratorium beim Schweizerischen Nationalfonds in Auftrag gegeben; die Resultate kommen rechtzeitig für die Debatte um eine Moratoriumsverlängerung.
Er sprüht vor Optimismus und gilt als der Schweizer Vorzeige-Wissenschaftsfunktionär. Von Risiken spricht Patrick Aebischer, Präsident der ETH Lausanne (EPFL), nicht gern. Ein Porträt. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 26. April 2012
Der Agrarkonzern Syngenta bezahlt zehn Millionen für eine neue Professur an der ETH Zürich – und redet auch bei der Berufung mit. Ist der Konzern an unabhängiger Agrarforschung interessiert? Bisherige Erfahrungen lassen Zweifel aufkommen. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 9. Februar 2012 Meienberg spricht vom Lehrstuhl «Nachhaltige Agrarökosysteme», den die ETH Zürich im Rahmen des neu gegründeten Kompetenzzentrums World Food System dieses Jahr besetzen will. Der Schweizer Agrarkonzern Syngenta finanziert den Lehrstuhl für die ersten zehn Jahre mit zehn Millionen Franken.
Islam mache unsportlich, glaubten JournalistInnen aus einer Studie herauszulesen. Die StudienautorInnen sind nicht unschuldig an dieser falschen Lesart. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 8. Dezember 2011
Was, wenn sich die weltweite Wirtschaftskrise nicht mit neuem Wachstum überwinden lässt und Schuldenlöcher nicht mit neuen Schulden gestopft werden können? Drei Gespräche mit wachstumsskeptischen Fachleuten. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 17. November 2011
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung muss sich nicht für eine Begrenzung der Versuche am Cern einsetzen. Eine nochmalige Abwägung der Risiken könnte indes nicht schaden, meinen die Richter – Telepolis vom 7. März 2011 Gerichte urteilen und empfehlen nicht. Insofern ist es ungewöhnlich, wenn ein Gericht eine Empfehlung zu Protokoll gibt. Das hat das Verwaltungsgericht Köln in einem Prozess getan, in dem es um die Experimente im Teilchenbeschleuniger LHC am Cern ging:
Manchmal lohnt es sich, auch Theorien ernsthaft zu diskutieren, die vielleicht Unsinn sind – etwa, wenn es um die komplizierten Vorgänge am Cern geht. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 10. Februar 2011 Merkwürdiges trug sich zu, jüngst auf den Seiten von «Telepolis». Am 23. Januar publizierte die Onlinezeitschrift den Text eines Wissenschaftlers, der vor dem Weltuntergang warnte. Begleitet von einem Kommentar, der feststellte, die Thesen des Professors seien zwar Unsinn, allerdings nicht Unsinns genug, als dass es sich nicht lohnte, sie ernsthaft zu diskutieren.
Zwei Tage später fand sich auf «Telepolis» ein Gegenkommentar: «Abstruse Ideen», war dort zu lesen, «sollten vielleicht doch besser dem Papierkorb anvertraut werden.» Mit einem Hauch von Ironie distanzierte er sich «sine ira et studio» (das bedeutet, ohne Zorn und Eifer, also unparteiisch) vom ersten Kommentar. Das Merkwürdige an der Geschichte? Autor beider Kommentare war der Journalist und Buchautor Harald Zaun. Was geschieht, wenn Wissenschaftsjournalisten plötzlich zu Sportreportern werden – «SKWJ Bulletin» (Mitteilungsblatt des Schweiz. Klubs für Wissenschaftsjournalismus) Nr. 2 / 2009 «Bei einer Kollision entsteht eine Hitze, die bis zu 100000-mal heisser sein wird als die Sonne. In den Detektoren, die die dabei umherspritzenden Teilchen nachweisen sollen, steckt mehr Stahl als im Eiffelturm. Mit den Daten, die sich in den Computern ansammeln werden, lassen sich jährlich 100000 DVDs vollschreiben. Ja! Ja! Ja!»: So parodierte die «Taz» vom 10. September die mediale Aufregung um den Start des LHC und sprach von einem «Wissenschaftsporno». Und der «Spiegel» merkte an, dass aus «Hadron» mittels einfacher Buchstabenvertauschung ein «hard-on» (Erektion) wird.
Was die Klimaveränderung mit Wissenschaft und mit Wahrheit zu tun hat. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 1. April 2010 «Weisst du, was 1974 im ‹Spiegel› stand?», raunte mir jüngst ein Journalistenkollege zu: Die Gletscher würden wachsen und die Alpen «vereisen», weil die Luftverschmutzung eine globale Abkühlung bewirke (siehe hier). Was der Kollege, der «auch an den Klimawandel geglaubt hatte», natürlich sagen wollte: Gestern fürchtete man eine Abkühlung, heute eine Erwärmung – wer weiss schon, was morgen sein wird?
Die Gewissheit, dass der neue Teilchenbeschleuniger des Cern sicher sei, beruht auf dem Bericht einer Cern-internen Arbeitsgruppe. Nun sagt ein Mitglied dieser Arbeitsgruppe, das Resultat der Sicherheitsstudie habe im Voraus festgestanden. Und ein Rechtsprofessor erlaubt sich, den Fall aus juristischer Sicht zu beurteilen. Am Cern ist man nicht erfreut. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 18. Februar 2010 / «Technology Review» online vom 19. Februar 2010 / «Der Standard» vom 24. Februar 2010 Es war der Party-Verderber des Jahres. Im Frühling 2008 bereitete das europäische Kernforschungszentrum Cern bei Genf die Einweihung seines neuesten Teilchenbeschleunigers LHC vor. Doch statt von den schönen Superlativen – größte je gebaute Maschine, ambitionierteste wissenschaftliche Experimente der Geschichte – schrieben die Zeitungen vom Weltuntergang. Der LHC könnte, meinte der deutsche Chaosforscher und theoretische Physiker Otto Rössler, kleine schwarze Löcher erzeugen, die das Zeug hätten, die Erde binnen einiger Monate aufzufressen. Die Verrücktheit dieser Vorstellung in Verbindung mit der Skurrilität des emeritierten Professors gab die perfekte Geschichte. «Versenken Forscher die Erde in einem schwarzen Loch?» fragte «Bild», während die seriöseren Blätter Entwarnung gaben: Schwarze Minilöcher, wenn es sie denn gäbe, seien ungefährlich. Sie stützten sich dabei auf den Bericht der Cern-internen Ad-hoc-Arbeitsgruppe zur Sicherheit des LHC, kurz LSAG.
Interview mit David Sarasin – «WOZ Die Wochenzeitung» sowie «Telepolis» vom 12. Februar 2009 Unter den unzähligen Büchern, die im «Darwinjahr» 2009 erscheinen, gehört «Darwin und Foucault» des Historikers Philipp Sarasin* zweifellos zu den originellsten. Im Vorwort nennt es Sarasin ein «Experiment», zwei der «aggresivsten ‹Säuren› der Theoriebildung in eine Schale zu giessen». Für Sarasin stammt Michel Foucault, wie es auf dem Klappentext heißt, «von Darwin ab». Weder Darwin noch Foucault hätten zwischen Natur und Kultur eine scharfe Grenze gezogen – und so liegt denn die ironische Pointe des Buchs darin, dass Sarasin Foucault gegen die (foucaultianischen) KulturalistInnen liest, für die alle Realitäten letztlich nur Zeichen und Diskurse sind, und Darwin gegen die (darwinistischen) BiologistInnen, die glauben, der Mensch lasse sich allein aus der Biologie respektive der Evolution heraus verstehen. Das wird etwa dort besonders lustvoll, wo Sarasin dem Turbo-Darwinisten und missionarischen Atheisten Richard Dawkins nachweist, dass er in seinem Weltbild eigentlich nicht auf einen Gott verzichten könne … Der neue Teilchenbeschleuniger am Cern ist ein Forschungsinstrument der Superlative. Stösst die Physik mit ihm an die Grenzen dessen, was man wissen kann? Ein Gespräch mit dem Wissenschaftsphilosophen Reiner Hedrich. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 10. Juli 2008 Im August soll der weltgrösste Teilchenbeschleuniger LHC am Kernforschungszentrum Cern bei Genf seinen Betrieb aufnehmen. Die Physiker erhoffen sich, dass mit ihm endlich der experimentelle Nachweis des Higgs-Bosons gelingt und dass der LHC allenfalls Hinweise darauf zu geben vermag, ob die so genannte Superstringtheorie stimmen könnte. Sie ist der derzeit ambitionierteste Versuch, die Schwerkraft quantentheoretisch fassbar zu machen und damit Widersprüche zwischen den Theoriegebäuden der Relativität und der Quantenmechanik aufzulösen.
Ein Experiment des Kernforschungszentrums Cern bedrohe die Welt, behauptet ein deutscher Professor. Kein Grund zur Sorge, winken die Genfer Physiker ab. Doch absolute Sicherheit gibt es nicht. – «Der Tages-Anzeiger» vom 24. Juni 2008
Wer die wichtigste Menschheitsfrage beantworten will, braucht einen breiten Wissenschaftsbegriff. Nicht alle finden das gut. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 24. April 2008 Manchmal verbergen sich Geschichten hinter einem einzelnen Buchstaben. Das Gremium aus über vierhundert WissenschaftlerInnen, das am 15. April seinen bahnbrechenden Bericht zur Weltlandwirtschaft präsentiert hat - bahnbrechend, falls er ernst genommen wird - , ist zuständig für die «Internationale Bewertung von landwirtschaftlichem Wissen, Wissenschaft und Technik für die Entwicklung», englisch International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development. Das Akronym dazu, das auch für das Gremium steht, heisst IAASTD - ohne «K» für «Knowledge». Die Geschichte dieses «K» spiegelt, was den Bericht so aussergewöhnlich macht - und wofür er gescholten wird.
Das Bundesamt für Umwelt bewilligt die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen, die noch gar nicht existieren. Das verstosse gegen das Gesetz, meint Greenpeace. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 4. Oktober 2007 Am 3. September [2007] hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu) drei wissenschaftliche Experimente mit gentechnisch verändertem Weizen im freien Feld bewilligt. Es handelt sich um Versuche der ETH und der Universität Zürich, die den Kern des Nationalen Forschungsprogramms 59 (NFP 59) zu «Chancen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen» bilden (siehe WOZ Nr. 23/07).
Vergangene Woche hat Greenpeace, zusammen mit anderen Umwelt- und Bauernorganisationen, das Bafu aufgefordert, den Entscheid rückgängig zu machen, da er gegen das Gentechnikgesetz verstosse. |
AutorMarcel Hänggi, Zürich Themen
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