WOZ: Vor vier Monaten hätte meine erste Frage gelautet: Herr Meadows, die Ölpreise steigen und steigen; ist das ein Zeichen, dass die Grenzen des Wachstums bald erreicht sind? Jetzt ist der Ölpreis wieder eingebrochen, dafür ist die Finanzblase geplatzt. Wird die Marktwirtschaft eher an ihren inneren Widersprüchen scheitern als an ihren äusseren Grenzen? |
Den einen ist Dennis Meadows ein Idol, den anderen die personifizierte Schwarzseherei. Ein Gespräch über teures Öl, platzende Blasen, die Lernfähigkeit der Menschen und das Kinderkriegen in schwierigen Zeiten. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 6. November 2008 Das Auto, das durch alle Stummfilme tuckert, hat das Gesicht der USA verändert, der industriellen Produktion - und damit der ganzen Welt. Ein Interview mit dem Automobil-Historiker Kurt Möser. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 25. September 2008
Kurt Möser: Das Model T wurde bis 1927 produziert, galt aber schon in den letzten Jahren der Produktion als veraltet. Wenn Stan und Ollie 1929 ein Model T fahren, signalisieren sie Unmodernität und vielleicht Armut. Um 1930, als die Weltwirtschaftskrise ihren Tiefpunkt erreichte, beauftragte die US-Regierung die Fotografin Dorothea Lange, die Auswirkungen der Krise zu dokumentieren. Auf ihren Bildern sieht man immer wieder verarmte «Okies», die Ford T fahren.
Der neue Teilchenbeschleuniger am Cern ist ein Forschungsinstrument der Superlative. Stösst die Physik mit ihm an die Grenzen dessen, was man wissen kann? Ein Gespräch mit dem Wissenschaftsphilosophen Reiner Hedrich. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 10. Juli 2008 Im August soll der weltgrösste Teilchenbeschleuniger LHC am Kernforschungszentrum Cern bei Genf seinen Betrieb aufnehmen. Die Physiker erhoffen sich, dass mit ihm endlich der experimentelle Nachweis des Higgs-Bosons gelingt und dass der LHC allenfalls Hinweise darauf zu geben vermag, ob die so genannte Superstringtheorie stimmen könnte. Sie ist der derzeit ambitionierteste Versuch, die Schwerkraft quantentheoretisch fassbar zu machen und damit Widersprüche zwischen den Theoriegebäuden der Relativität und der Quantenmechanik aufzulösen.
Die Preise für landwirtschaftliche Produkte explodieren. Doch die Ursachen des Problems liegen weder am knapper werdenden Land noch in den veränderten Essgewohnheiten der Weltbevölkerung, sagt Marcel Mazoyer. Das Problem liegt an der Marktwirtschaft an sich. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 3. April 2008 ![]() Die niederländische Bank ABM Amro warb vor einiger Zeit in ganzseitigen Zeitungsinseraten für ihre «strukturierten Finanzprodukte» im Agrarsektor: «Verschiedene Gründe sprechen für eine Investition: weltweit stagnierende Getreideanbauflächen, eine deutlich gewachsene Weltbevölkerung, veränderte Essgewohnheiten in den aufstrebenden Schwellenländern sowie die stetig steigende Nachfrage nach Biotreibstoffen.» Das sind sichere Voraussetzungen für nachhaltig steigende Preise und satte Gewinne, und es sind sichere Voraussetzungen für kommende Hungersnöte. Das Inserat ist also eine Aufforderung, mit dem Hunger zu spekulieren. Interview mit Rolf Peter Sieferle, Professor für Geschichte an der Universität St. Gallen. – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 22. November 2007 ![]() Vorbemerkung: Rolf Peter Sieferle, der 2016 starb, hat sich in seinen jüngsten öffentlichen Aussagen und Publikationen wie «Finis Germania» (postum 2017; laut «Tages-Anzeiger» eine «besonders perfide antisemitische Schrift») als rechtsradikaler Autor geoutet. Ich wusste, als ich Sieferle 2007 interviewte, nichts von seiner Gesinnung, und ich merkte auch nichts davon bei der Lektüre seiner umwelthistorischen Schriften oder beim Interview. Entwerten spätere unsägliche Äusserungen eines Autors das, was er früher sagte? Auf jeden Fall ist Sieferle ein Beispiel für den Umstand, der mich erschreckt, dass ein ökologisches Denken, das ich für richtig und wichtig halte, zu kulturpessimistischen bis menschenverachtenden Ansichten führen kann. Von seinem Schreibtisch der Universität St. Gallen aus sieht Rolf Peter Sieferle einen Bauernhof mit Futtersilo. Um so bodenständige Dinge wie Futter – allgemeiner: um Energie- und Materialflüsse – dreht sich die Arbeit des Historikers. Sieferle gehört zu den Begründern des Konzepts des «gesellschaftlichen Stoffwechsels». Grob lassen sich gemäss diesem Konzept in der Geschichte drei grosse Energiesysteme ausmachen: Jäger- und Sammlergesellschaften schöpften Energie aus den solaren Energieflüssen, indem sie der Natur essbare Pflanzen, Fleisch und Brennholz entnahmen. Die Agrargesellschaften griffen gezielt in diese Energieflüsse ein, bauten Pflanzen an, züchteten Tiere, stauten Flüsse. Als es im 18. Jahrhundert erstmals gelang, Steinkohle im grösseren Stil abzubauen, und die Dampfmaschine erfunden wurde, begann das fossile Energieregime. Heute deuten die hohen Ölpreise darauf hin, dass dieses Zeitalter bald vorbei sein könnte; der Klimawandel zeigt, dass es vorbei sein müsste. Doch wie könnte eine postfossile Gesellschaft aussehen?
Anfang Februar erscheint der erste Teil des neuen IPCC-Berichts, der den Wissensstand der Klimaforschung darlegen will. Wie lösen die ForscherInnen diesen Anspruch auf einem politisch umkämpften Feld ein? – «WOZ Die Wochenzeitung» vom 25. Januar 2007 ![]() Am kommenden 2. Februar wird die Weltöffentlichkeit an einer Pressekonferenz in Paris über den aktuellen Stand des Wissens über den Klimawandel informiert. Es lädt ein: die Arbeitsgruppe I des International Panel on Climate Change (IPCC). Das IPCC hat sich die Aufgabe gestellt, periodisch – nunmehr zum vierten Mal seit 1990 – einen Überblick über das Wissen einer gesamten wissenschaftlichen Disziplin zu erstellen. Geht das überhaupt? Lässt sich ein Konsens einer gesamten Disziplin finden, noch dazu auf einem politisch so umstrittenen Feld wie der Klimaforschung? Ist die Konsenssuche der Disziplin nicht abträglich, da nur Dissens die Wissenschaft voranbringt? Ein vierteiliges Interview mit Josi Meier in der WOZ Die Wochenzeitung vom 7., 14., 21. und 28. April 2005. Hier nur Teil I; die weiteren Teile finden sich im WOZ-Archiv: Teil II «Eine teure Meinung», Teil III: «Sind Sie eine Kämpferin?», Teil IV: «Sie waren beim Militär?». – Josi Meier, geboren 1926, war die erste Frau, die den Ständerat präsidierte. Sie starb am 5. November 2006. Mein Nachruf in der WOZ hier. Josi Meier: Ich habe mit mir selber gewettet, wozu Sie mir Ihre erste Frage stellen ...
WOZ: Darf ich raten? Sie haben gewettet, dass ich Sie zum Tod des Papsts befrage? Ja. Steigt der Mensch in ein Auto, wird er ein anderes Wesen, sagt Verkehrsexperte Hermann Knoflacher*. Von Appellen hält er wenig. – WOZ Die Wochenzeitung vom 16. Oktober 2003
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AutorMarcel Hänggi Themen
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